Wuschelkopf

Die Story fängt schon mal gut an. Allerdings frage ich mich auch, warum gleich drei Neuzugänge an einem Tag. Das werde ich aber bestimmt später noch erfahren, was der Grund ist.
Ansonsten freue ich mich, wenn e weiter geht.

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Moin @Einfachnurich, schön dich als neuen Leser gewonnen zu haben!

Das wurde ja schon mehr oder weniger angerissen. ^^ Anscheinend wurden im Jahrgang davor einige aus der Klasse raus gemobbt, daher wurden viele Plätze frei. Das Klassenklima ist also nicht das beste.

Hier der neue (kurze) Teil, hat ein bisschen länger gedauert, ich musste erstmal 40 Fieber auskurieren. :smiley:

Teil 10

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„Louis, bist du schon fertig im Kuhstall und hast du die Hühner schon gefüttert? Die Milch muss noch weggefahren werden und die Regentonne läuft über. Machst du das sofort? Und räum bitte jetzt erstmal deine Klamotten aus dem Flur weg.“ Ungeduldig sah sie mich an und stemmte die Faust in die Hüfte. Ich schluckte hastig den Löffel Suppe herunter, den ich mir soeben in den Mund geschoben hatte und begann zu husten. Omi seufzte und drehte sich zu meiner Mutter. „Annabel, kannst du den Jungen nicht eben erst aufessen lassen? Er ist gerade erst völlig durchnässt angekommen.“ „Nein, dafür ist keine Zeit. Oder mache ich etwa eine Pause? Los jetzt!“ Sie zeigte aus dem Raum heraus und sah mich mit zornigem Blick an. Ich seufzte, wischte mir mit dem Handrücken den Mund ab und stand auf. „Louis, dafür gibt es Servietten.“ Ermahnte meine Mutter mich. Ich zuckte nur mit der Schulter, ohne sie anzusehen, trottete aus dem Raum und schloss die Tür zum Flur hinter mir. Noch immer tropfend las ich die klitschnassen Klamotten vom Flurboden auf, während ich versuchte, das Gezanke von meiner Mutter und ihrer Schwiegermutter einen Raum weiter auszublenden.

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Endlich ein neuer Teil Nur schade, dass die Teile sehr kurz sind.
Mobbing in der Schule scheint ja immer noch ein großes Thema zu sein. Naja, vielleicht kann sich Louis ja mit allen drei anfreunden und mit einem sogar zusammen kommen.
@Iroc ich bin ein Fan von guten Geschichten, und diese hier gehört definitiv dazu

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ich würd fast sagen, teilweise schlimmer denn je - bzw. sichtbarer.

Was für eine „liebendwerte“ Mutter :roll_eyes: Dass man mal gestesst ist, ok - aber dennoch sollte man nicht immer jeden mit sich selbst vergleichen. Sie ist immerhin eine erwachsene Frau und Louis noch ein Kind.

Ich bin gespannt, was da wohl als nächstes passieren wird.

LG nobody.

Dirzuliebe habe ich heute mal etwas länger in die Tasten gehauen. :slight_smile: Ich kann leider wirklich nicht versprechen, dass das zur Norm wird. Ich habe nur gerade mal eine kleine Lücke im Zeitplan. :wink:

Danke für die Blumen! :heart_eyes:

Ja, da muss ich Nobody leider zustimmen. Das ist immer noch ein großes Thema und wird auch ein Thema in dieser Geschichte sein. Ich selbst habe Mobbingversuche immer abgeblockt und war mangels Reaktion wohl einfach zu langweilig für die vielzählig vertretenen Mobber in meiner Klasse, aber andere Freunde von mir haben reagiert und sich damit zur Zielscheibe gemacht. Wo man Angriffsfläche geboten hat, wurde drauf gehauen…

Ja, richtig. Dennoch erfordern manchmal die Umstände, dass das Kind mehr tun mus, als es ein Kind sollte. Mehr dazu im folgenden Teil:

Teil 11

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Auf dem Weg zum Bad kam ich im Flur am Bild meines großen Bruders vorbei, der mich aus dem schlichten Bilderrahmen wie immer voller enttäuschter Erwartungen anzusehen schien. Schnell sah ich weg und trottete den Flur weiter entlang, wo ich die nassen Klamotten zum Trocknen aufhing und in meine Arbeitskleidung stieg.

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Der Rest des Tages verging wie im Flug und ich hatte neben der Arbeit auf dem Hof nicht einmal die Gelegenheit, an meine Hausaufgaben zu denken. Schnell war der Ablauf der Regentonne repariert, die Hühner kamen zu ihren wohlverdienten Körnern und unser Kuhstall mit bescheidenen fünfundzwanzig Kühen war auch nach einiger Zeit ausgemistet. Ich mochte die Kühe. Eine besonders. Ich streichelte Molly den Hals, während sie mir einen heißen Schwall Luft ins Gesicht blies. Das ruhige Wesen der Kühe schien mein Gemüt immer wieder etwas zu dämpfen und half mir, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Ich schloss die Melkmaschine an und füllte nach und nach das Milchfass. Es regnete noch immer und ich war noch immer bis auf die Knochen durchnässt. Mir war kalt, ich fühlte mich allein gelassen und unverstanden. Es hatte schon einen guten Grund, warum ich meine Zeit lieber in der Schule verbrachte. Dort waren wenigstens meine Freunde und Menschen, mit denen ich meine Zeit verbringen konnte, ohne, dass sie mich herumkommandierten. Meine Mutter hatte einfach unglaublich hohe Ansprüche, aber ich konnte sie auch verstehen. Der Hof macht sich nicht von allein, aber allein vom Ertrag der Ernte und der Milch können wir nicht leben. Mein Vater und meine Mutter arbeiten beide noch andere Jobs und reiben sich daran auf. Meine Mutter ist Haushälterin für eine wohlhabende Familie im Ort und mein Vater macht Überstunden über Überstunden in einer Backwarenfabrik, zwei Orte weiter. Es ist wirklich selten, dass ich beide mal auf einem Fleck sehe, und wenn, dann haben sie nur Zeit miteinander zu streiten. Keine Zeit füreinander, geschweige denn für mich. Jeder macht sein eigenes Ding. Die Einzige, die sich wirklich um mich kümmert ist meine Omi. Ich kann mich nicht erinnern, wann wir das letzte Mal in den Urlaub gefahren sind. Das war früher alles noch anders, als Leonard noch da war. Ich verdrängte den Gedanken an meinen älteren Bruder schnell wieder und koppelte das Milchfass an unseren alten Traktor. Es war schon richtig so, dass irgendjemand all die Aufgaben auf dem Hof übernehmen muss. Jetzt, wo ich alt genug war um Traktor zu fahren und kräftig genug war, überall sonst zu helfen, und meine Omi zu alt ist, musste ich es eben tun. Ich sollte mich nicht unverstanden fühlen, sondern dankbar sein, dass ich einen Ort zum Leben habe und etwas zu essen bekomme. Das Leben wäre mit Leonard viel schöner, aber das ließ sich einfach nicht mehr ändern.

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Auf dem Weg zur Molkerei dachte ich wieder an Mika. Er hatte mich so besonders angesehen. Als würde er direkt in meine Seele blicken und all den Schmerz lesen können. Vielleicht könnte er mich ja wirklich verstehen? Meine Freunde in der Schule wussten von alldem nichts. Ich war immer der gut gelaunte, gesellige Mensch und tat, was ich am besten konnte. Menschen zusammenhalten und unterhalten. Dabei war ich aber irgendwie nie wirklich…ich. Ich schüttelte den Kopf, wobei mir die nassen Strähnen ins Gesicht klatschten, und verwarf die Gedanken schnell wieder. Das trübe Wetter macht nur wieder komische Stimmung und das Einzige, was ich jetzt brauche, ist eine heiße Dusche und etwas zu essen.

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Ein paar Scheinwerfer tauchten am Ende der geraden, schmalen Bauernstraße auf und kamen schnell näher. Ich machte mit dem Traktor platz und wartete. Mit aufheulendem Motor und viel zu hoher Geschwindigkeit schoss der alte, rostige, senfgelbe Skoda Fabia meines Vaters an mir vorbei, schlingerte kurz und fing sich dann wieder. Er hatte nicht einmal die Zeit, um zu grüßen. Typisch.

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Ich stellte den Traktor samt leerem Milchfass wieder neben dem Stall ab und zog den Schlüssel. Inzwischen dämmerte es schon und der Regen hatte für einen Moment mal aufgehört. Ich stieg ab, drehte mich kurz im Kreis und sah in alle Richtungen, ob ich nicht doch irgendetwas vergessen haben könnte. Der Wagen meines Vaters parkte quer auf dem zentralen Platz, in dessen Mitte eine massive Eiche wuchs. Das Licht war noch an. Kopfschüttelnd schaltete ich es aus, zog den Schlüssel ab und schlurfte mit knurrendem Magen in Richtung Eingang. Noch während ich meine Stiefel auszog und die Schlüssel ans Schlüsselbrett hing, hörte ich schon, wie lautes Gezanke zwischen meinen Eltern aus der geschlossenen Küchentür drang. Dort zwischen die Fronten zu geraten, war das letzte, worauf ich heute Abend noch Lust hatte. Ich seufzte und schlich an der Tür vorbei, sorgsam darauf achtend keine der knarrenden Dielen zu betreten. Dann würde das Abendessen heute wohl ausfallen.

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Ich duschte schnell, denn mein Vater hatte mir wieder kein heißes Wasser übriggelassen, und wollte gerade die steile Treppe hinaufsteigen, als ich am Fuße der Treppe einen dampfenden Teller Bohnensuppe entdeckte. Wenigstens eine Person dachte hier noch an mich. Lächelnd nahm ich den Teller mit nach oben, verschlang schnell die Suppe und kuschelte mich in mein Bett. Vom tropfenden Geräusch des Regens auf dem Dachfenster und dem auffrischenden Wind in den Blättern der Eiche begleitet fiel ich fast sofort in einen tiefen Schlaf.

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Vielen Dank, freut mich sehr. Ich finde es schön, wenn gute Geschichten weitergehen, und endlich auch mal ein längerer Teil. Ich kann es aber auch verstehen, wenn du aus Zeitmangel nicht so viel schreiben kannst.

Eigentlich sollte man doch davon ausgehen, dass in der heutigen Zeit die Menschen toleranter sein sollten. Was muss alles passieren, damit das endlich aufhört?

Danke für den Kommentar! :slight_smile:

Die Teile dieser Geschichte kommen wirklich wie frisch gebackenes Brot zu euch. ^^ Hab ihn in der letzten halben Stunde erst geschrieben. Bei den anderen Geschichten habe ich noch viel Text auf Vorrat, daher gibt es da oft auch mal längere Teile.

Eigentlich sollte man auch davon ausgehen, dass ein Krieg in dieser Zeit nicht mehr notwendig wäre, aber scheinbar gibt’s immer noch ausreichend Menschen, die es nicht besser wissen. Ich glaube viele Menschen sind im Schulalter einfach noch nicht reif genug, um sich vernünftig zu benehmen. Vorgelebt wird das ja immer von älteren Mitschülern und vielleicht Geschwistern. Ich schätze so was kann nur unterbunden werden, wenn es überall (also insbesondere in den Pausen) ein Korrektiv gibt, das die jungen Menschen zurechtweist und sagt, dass es scheiße ist, was sie da tun. Eine Rolle, die im Idealfall couragierte Mitschüler übernehmen sollten, es aber nicht tun, da man dann ausgegrenzt werden könnte. Ich glaube kaum, dass sich Mobbing vollständig eliminieren lässt. Diejenigen, die im Elternhaus beigebracht bekommen, dass es schlecht ist, sind leider meist auch die Opfer davon. Und ALLE Elternhäuser wird man kaum mit fortbildenden Maßnahmen in dem Bereich erreichen können… Man muss einfach darauf vertrauen, dass die Kinder zur Vernunft kommen, sobald sie erwachsener werden und ihr Verhalten selbst besser reflektieren können. In den meisten Fällen klappt das.

Teil 12

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Der nächste Morgen kam früher als mir lieb war. Mein Handy vibrierte auf dem Nachtschrank und zeigte 5:30 an. Im Halbschlaf fischte ich das Smartphone vom Tisch, setzte mich auf und wischte mir mit der Hand durchs Gesicht, während ich meine Gedanken sortierte und durchging, was vor der Schule noch zu erledigen war. Nur mit Boxershorts und T-Shirt bekleidet schlurfte ich nach unten in die Küche, wo mein Vater schon mit einer dampfenden Tasse Kaffee in der einen- und der Zeitung von gestern in der anderen Hand am Tisch saß. „Morgen.“ Nuschelte ich. „Morgen Louis.“ Kam als Antwort. Er blickte kurz hinter seiner Zeitung hervor, las dann aber weiter, ohne etwas Weiteres zu sagen. Ich goss mir auch eine Tasse Kaffee ein, zog den Brotkorb aus dem Schrank und schnitt mir eine Scheibe vom frischen Laib ab. Geschmiert mit unserer eigenen Butter und etwas Rhabarbermarmelade aus dem Gemüsegarten meiner Oma lehnte ich mich an den Küchentresen, kaute und sah aus dem Fenster, wo es schon längst hell wurde. „Wir haben gestern ganze drei neue Mitschüler bekommen.“ Versuchte ich ein Gespräch zu beginnen. „Aha.“ Antwortete mein Vater. „Und Marten hat sich sein Bein gebrochen, er wird einige Monate ausfallen.“ Erneut sah mein Vater kurz an der Zeitung vorbei und nahm einen Schluck Kaffee. Ich tat es ihm gleich. „Wie ist das denn passiert?“ Fragte er halb interessiert, den Blick schon wieder auf die Zeitung geheftet. „Er wurde von einem Auto angefahren, scheint ziemlich übel gebrochen zu sein.“ „Hmm.“ Grummelte mein Vater. Ich gab es auf. Schnell schob ich mir den letzten Happen Brot in den Mund, trank den Kaffee in einem großen Schluck aus und verließ die Küche, um im Flur in meine Arbeitskleidung zu steigen.

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Das Wetter war heute viel besser als gestern und der Dunst stieg in den frühen Sonnenstrahlen von den Feldern auf, während ich unsere Kühe nach dem Melken über die Straße auf die Weide trieb. Ein wirklich schöner Morgen. In Gedanken war ich längst schon wieder in der Schule. Ein kurzer Schauer überfuhr mich, als mir einfiel, dass ich die Mathehausaufgaben mal wieder vergessen hatte zu erledigen. Alles unter einen Hut zu bekommen war während der Ferien viel einfacher. Nun doch nicht mehr so gut gelaunt buchsierte ich die letzten Rinder hinter den Weidezaun, zog das Tor zu und machte mich auf den Rückweg zum Hof. Unsere Maisfelder sahen diesen Sommer auch ganz gut aus, bald würde die Ernte schon anstehen. Nach dem Füttern der Hühner und dem schnellen Gießen des Gemüsegartens sprang ich schnell in die Dusche, zog mir ein frisches Hemd aus dem Kleiderschrank und schwang mich aufs Rad. Nicht, ohne noch einmal umzudrehen und mir das von meiner Oma belegte Brot aus dem Kühlschrank zu ziehen, erreichte ich pünktlich die Schule, schloss mein Rad an und betrat das Klassenzimmer. Auf der Schwelle blieb ich kurz stehen, um mir einen Überblick zu verschaffen. Es waren schon fast alle da und dann musste ich unwillkürlich lächeln, als ich Mika an der Fensterfront sitzen sah, auf dem Platz zu meiner linken.

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@Iroc Vielen Dank, dass du wieder einen größeren Teil gepostet hast… Es freut mich immer, wenn ich gute Storys lesen kann, bzw. diese weitergehen.

Es stimmt wohl, leider wird es Mobbing immer geben. Gerade junge Menschen leiden doch sehr darunter. Hier sollte die Regierung endlich mal handeln und Mobbing unter Strafe stellen.

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Ist da etwa jemand schon verliebt?

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Heyho, weiter geht’s! :slight_smile:

Und ich freue mich immer wieder über deine Kommentare! :slight_smile: Es ist als Autor einfach toll zu wissen, dass überhaupt jemand die Geschichte liest und sie dann auch noch gut findet. Also habe vielmehr ich zu danken! :slight_smile:

Das ist eine sehr gute Frage. :smiley: Vielleicht schon? Ein bisschen mehr erfahren wir im folgenden Teil:

Teil 13

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„Hey.“ Sagte ich, während ich meinen Rucksack abstellte und meinen Stuhl vom Tisch wegzog. „Hi.“ Sagte er und grinste schief. Seine engen, unbändigbaren schwarzen Locken fielen ihm, nun trocken, noch wilder ins Gesicht.

Ich warf einen Blick auf meine Uhr und fluchte. Schnell packte ich das Mathebuch und meinen Block aus dem Rucksack und blätterte zu der Seite, auf der wir gestern im Matheunterricht aufgehört hatten. Hastig begann ich, die Hausaufgaben herunter zu schreiben, kam aber bald ins Stocken, als die Ergebnisse immer weniger Sinn zu ergeben schienen. Ich raufte mir die Haare und kaute auf dem Ende meines Bleistifts herum.

„Na, hat da jemand seine Hausaufgaben nicht gemacht?“ Ich hörte das verschmitzte Grinsen schon in seiner Stimme, bevor ich zu Mika schaute und selbiges auch in seinem Gesicht entdeckte. Ich zog eine Grimasse und murmelte irgendetwas von „Keine Zeit zu viel zu tun“ hinter dem Bleistift in meinem Mund hervor.

Erst dann fiel mir auf, dass Mika gestern gar nicht im Matheunterricht neben mir saß und dennoch die Hausaufgaben in säuberlicher Handschrift vor sich ausgebreitet hatte.

„Lass mal sehen.“ Sagte Mika und beugte sich zu mir herüber und unsere Schultern berührten sich sachte. Es kribbelte ein bisschen. Seine Augen flitzten über meine kläglichen Versuche, Nullstellen auszurechnen. „Schau mal hier.“ Er legte seinen schmalen Finger auf eine Stelle. „Den Klammerfehler machst du immer wieder, wenn du die Klammer anders herum auflöst, dann sollte es funktionieren.“ In meinem Kopf ratterte es für einen Moment und dann begriff ich meinen Fehler. „Ohhh, stimmt!“ Mein Kopf lief rot an und etwas beschämt kratzte ich mir den Hinterkopf. „Danke, du hast auf jeden Fall deine Hausaufgaben gemacht.“ Ich lachte, Mika stimmte ein und wurde nun seinerseits etwas rot. Schnell griff ich nach dem Stift und wurde mit allen Aufgaben in just dem Moment fertig, als unser Mathelehrer Herr Wiesbrink den Raum betrat.

Wir begrüßten ihn kollektiv und bald begann er mit der Überprüfung der Hausaufgaben, welche ich zu meiner und seiner Überraschung vollständig richtig hatte. Während er an der Tafel ein neues Konzept anschrieb, stupste ich Mika mit dem Ellbogen an. Er drehte den Kopf zu mir und legte ihn ein bisschen schief, mit einem angedeuteten Lächeln auf den Lippen. Seine dunkelblauen Augen lagen auf den meinen und schienen tief in mich hinein zu sehen. Für einen Moment vergaß ich, was ich sagen wollte und schaute ihn einfach nur mit offenem Mund an.

Irgendwann zog er die Augenbraue hoch. Ich blinzelte schnell, machte den Mund ein paarmal auf und zu, bis mir wieder eingefallen war, was ich ihn eigentlich fragen wollte. Komisch, so was passierte mir eigentlich nie. „Du, wo warst du eigentlich gestern in der Mathe Stunde?“ flüsterte ich. Er sah mich überrascht an und antwortete mit ebenfalls gesenkter Stimme antwortete: „Ich, äh, war b-bei einem…Pro-jekt.“ Sein Gesichtsausdruck wechselte kurz zu verärgert, als er scheinbar Schwierigkeiten hatte, den Satz auszusprechen, wurde aber sofort wieder freundlich. „F-Für Jugend F-Forscht.“ Setzte er nach. „Jugend Forscht? Wie cool!“ antwortete ich etwas zu laut, ehrlich erstaunt. Ich hatte so viele Fragen und wollte gerade anfangen, ihn zu löchern, als Herr Wiesbrink mit den Fingern schnipste, um meine Aufmerksamkeit zu bekommen. „Louis, sei bitte leise.“ Schnell hielt ich mir den Mund zu, was Mika mit einem kleinen Glucksen beantwortete. „Das ist so cool!“ wiederholte ich flüsternd, jetzt leiser. Mika nickte nur und grinste, wurde dann aber wieder vom Unterricht in den Bann gezogen. Ich hatte noch so viele Fragen.

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@Iroc vielen Dank, dass du wieder einen tollen Teil gepostet hast. Wie immer sehr gut geschrieben.

Ich bin mir sicher, dass deine Geschichten gerne gelesen werden. Diese Seite ist aber auch noch relativ jung und es gibt auch noch keine beendete Geschichte. Ich bin ja auch erst vor kurzemauf diese Nachfolgeseite von Boypont aufmerksam geworden. Mit der Zeit werden bestimmt immer mehr Leser dazu kommen und somit auch mehr Kommentare. Hoffe ich zumindest.

Das hört sich doch schon ein bisschen verliebt an in diesem Teil. Ich kann mir gut vorstellen, dass er mit Mika zusammen kommt und mit den anderen beiden Neuzugängen vielleicht gut befreundet wird, nachdem ja sein bisheriger Sitznachbar mehrere Wochen ausfällt

Das stimmt, danke für die lieben Worte! :slight_smile: Vielleicht verirren sich ja wirklich irgendwann ein paar mehr Leute hierher, ich hoffe es auch. :slight_smile:

Die anderen Neuzugänge sind ja länger nicht mehr aufgetaucht, mal gucken, wann sich das ändert. :wink:

Heute mangels Zeit ein etwas kürzerer Teil:

Teil 14

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Als Herr Wiesbrink seinen Unterricht beendete und wir in die Freiarbeitsphase übergingen stürzte Mika sich gleich eifrig auf die Aufgaben und schien sie einfach so herunter rattern zu können. Er benutzte dabei nicht einmal den Taschenrechner! Kein Wunder, dass er eine Klasse übersprungen hat. Ich blickte ratlos auf meine Aufgaben und machte erst einmal dicke Backen, bis ich mir die Musterlösung ein paarmal durchgelesen habe und zumindest einen Ansatz gefunden habe. Mühsam ging ich die Schritte durch und überprüfte jedes Zwischenergebnis mit dem Taschenrechner. Ich traute meinem Kopf einfach nicht, dass er ein richtiges Ergebnis ausspucken könnte.

Mika stupste mich von der Seite an. „Du machst dir das Leben echt schwer. Die Lösung im Buch ist zwar richtig, aber viel zu umständlich. Guck mal hier, damit kannst du gleich vier Schritte überspringen und es ist viel anschaulicher.“ Ich blickte mehrfach zwischen seiner akkuraten Handschrift und meinem Gekritzel hin- und her. Und tatsächlich, sein Rechenweg war kurz, schlank und elegant. Und vor allem wusste ich jetzt endlich, worauf Herr Wiesbrink die ganze Stunde hinauswollte! Warum wird einem das nicht gleich so erklärt?

„Ohh wow, jetzt habe ich endlich mal verstanden, was wir hier die ganze Stunde lernen sollten! Warum bist du eigentlich so schlau?“ Mika winkte nur ab und wurde etwas rot um die Nase. Ich grinste. Irgendwie mochte ich diesen kleinen Lockenkopf wirklich gern.

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Vielen Dank für den neuen Teil.

So ganz langsam scheinen sie sich doch näherzukommen. Ich könnte mir vorstellen, dass Mika ihm bald Nachhilfe gibt und sich die beiden dabei immer näher kommen.

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Jetzt weiss ich es: die anderen beiden Neuzugänge werden auch ein Paar und unterstützen die beiden gegen das Mobbing, :grin:

Na @Einfachnurich, mein treuer Kommentator. Deine Vermutungen kann ich zum jetzigen Zeitpunkt weder bestätigen, noch dementieren. :wink: Es soll ja ein bisschen spannend bleiben. ^^

Teil 15

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Mit Mikas Hilfe hatte ich die verbliebenen Aufgaben auch im nu fertiggestellt und ich konnte endlich ein paar meiner Fragen loswerden, während der Rest der Klasse noch beschäftigt war. Im Flüsterton fragte ich ihn, was er denn für ein Projekt bei Jugend Forscht hatte. Scheinbar erfreut über mein ernsthaftes Interesse berichtete er, dass sie gerade dabei waren einen Testaufbau für eine Anlage zu entwickeln, die mithilfe von Algen Kohlenstoffdioxid aus der Luft entfernen konnte und gleichzeitig noch Strom produzierte, finanziert von seinem Vater. Ich staunte nicht schlecht und hörte ihm aufmerksam zu, die Augen auf seine Augen und seine Lippen gerichtet. Er stotterte noch immer ein bisschen, aber es wurde viel weniger, als er in den Redefluss kam. Ich fand es irgendwie niedlich. Er erzählte mir von Rückschlägen, neuen Ideen und seinen Projektkollegen. Ein Glühen machte sich in seinen Augen breit, während er begeistert sprach und steckte mich mit seiner Begeisterung an. Ich grinste selig, während ich ihm zuhörte, das Kinn auf die Faust gestützt. Scheinbar bekam er nicht so häufig die Gelegenheit, über seine Hobbies zu sprechen.

„Alex hilft mir ganz viel bei der Entwicklung. Er ist nicht nur begnadeter Zocker, sondern auch ein Genie bei der Konstruktion und mit dem 3D-Drucker.“

„Alex? War das der Junge, der gestern in der Pause neben dir saß?“

„Ja, genau!“ Ich erinnerte mich an die Situation gestern und sah jetzt die Gelegenheit, anzusprechen, was mich schon seit gestern beschäftigte.

„Ich habe das Gefühl, dass ich mich gestern nicht richtig bei ihm vorstellen konnte, das ist irgendwie doof gelaufen. Er scheint ja nicht die höchste Meinung von mir zu haben.“ Mit einem Schlag war der Glanz aus Mikas Augen verschwunden. Er verzog für einen Moment die Lippen, während er sich sorgsam Worte zusammenlegte. Seine Augen huschten zwischen meinen und dem Tisch hin und her.

„Hmm, das ist einfach… Alex. Er ist a-allen gegenüber, die er nicht g-gut kennt, sehr… reserviert.“ Er zog das Wort sehr lang. „Aber er-er ist ein echt netter K-Kerl, er braucht vielleicht einfach nur eine zw-zweite Chance. Oder eine dritte oder vierte…“ Mika sah zum Fenster und wich meinem Blick aus. Das Thema schien ihn sehr zu beschäftigen, genau wie das Stottern. Er war so nervös, wenn er sprach. Sobald er sich sicher fühlte, war es wie weggeblasen. In mir stieg der plötzliche Wunsch auf, für ihn so ein Ort der Sicherheit zu werden. Ohne genauer drüber nachzudenken legte ich meine Hand auf seine Schulter, einfach einem Impuls folgend. Ich wollte ihm so gern diese Sicherheit geben. Er zuckte kurz zusammen und sah mich aus großen Augen an. „Die Chance bekommt er von mir.“ Sagte ich, begleitet von einem lächeln und drückte seine Schulter kurz, bevor ich die Hand wieder sinken ließ. Mika lächelte schüchtern zurück und heftete die Augen wieder auf den Tisch – roter als eine Tomate es je sein könnte.

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Vielen Dank für das Kompliment, aber mittlerweile sehe ich es als meine Aufgabe. Wenn hier niemand kommentiert, haben die Autoren, und da zähle ich vor allem dich dazu, bestimmt bald keine Lust mehr zu schreiben und dann schläft das Forum bestimmt bald ein. Und das wollen wir doch alle nicht, oder?

Lass mich doch ein bisschen spekulieren. Das macht es doch auch spannend, hehe. Aber du hast schon recht, nichts zu verraten. Es wäre ja langweilig, ummer alles vorher schon zu wissen.

@Iroc Jetzt muss ich aber mal negativ werden. Dieser Teil war wieder viel zu kurz, hehe. Nein, ich weiss ja, dass das Schreiben viel Zeit in Anspruch nimmt. Und ich bin ja auch froh, dass du sehr häufigpostest, auch in deinen anderen Stories.

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Auf keinen Fall. Vielen Dank, dass du dir jeden Tag die Mühe machst, ein paar Zeilen dazu zu schreiben, das weiß ich wirklich zu schätzen. :slight_smile:

Hehe, spekulieren darfst du natürlich jederzeit. :smiley: Ob du richtig liegst, wirst du mir aber nicht entlocken können. :wink: Da gibt der nächste Teil vielleicht mehr Aufschluss drüber:

Teil 16

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Bald begann die Pause und ich räumte meine Unterlagen zurück in die Tasche. Ich war ziemlich zufrieden mit der heutigen Stunde, ich hatte endlich mal was verstanden und meine Hausaufgaben auch gleich noch im Handumdrehen während der Stunde erledigt. Traumhaft.

Ich watschelte in Richtung Flurtür und stieß dabei mit Mika zusammen. Die Tür war wohl doch etwas zu schmal für uns beide. Grinsend ließ ich ihm den Vortritt und strich mir die Haare aus dem Gesicht. Er erwiderte das Lächeln und lief links herum, ich bog nach rechts ab, in Richtung der Heizungen beim Haupteingang. Das Wetter war zwar wieder besser, aber draußen war es noch immer klamm, daher würden sicherlich alle die Pause erst einmal drinnen verbringen wollen. Plötzlich legte sich ein Arm um meine Schulter. Ich zuckte kurz zusammen und musste dann lachen, als ich erkannte wer es war.

„Mensch Christoph, erschreck mich nicht so!“ Ich boxte ihm sachte in die Seite. Er lachte nur und klopfte mir auf die Brust. „Nicht so schreckhaft, Louis! Wusstest du schon, dass Nicklas eine neue Flamme hat? Ultra heiß soll die sein! Du weißt es nicht von mir!“ Er nahm den Arm von meiner Schulter, raufte mir einmal durch die Haare und holte im Flur zu Niklas auf, der mit mir ebenfalls den Matheunterricht verlassen hatte.

Neben mir lief nun Dennis, einer der drei Neuen von gestern. Ich nahm Blickkontakt auf und Streckte ihm meine Hand entgegen, während ich rückwärts weiterlief.

„Hi, ich bin Louis. Wir hatten noch gar keine Gelegenheit zu sprechen. Du bist Dennis, oder?“

Er schlug ein und lächelte höflich. „Ja, genau, ich bin Dennis. Ich dreh nochmal eine Ehrenrunde, wie es aussieht.“

„Oh man, das tut mir leid. Ich hätte nicht wirklich Lust noch ein Jahr länger hier herum zu sitzen.“ Ich sah, dass Dennis das Thema unangenehm war und schlug ein anderes ein.

„Was machst du so, wenn du nicht in der Schule schmorst?“

„Dies und das.“ Er zuckte mit den Schultern. „Ein bisschen zocken, Netflix und so. Und du?“

Ich zuckte ebenfalls mit den Schultern und antwortete „Auch dies und das. Viel Sport, bin eigentlich immer draußen unterwegs. Zum Zocken habe ich leider fast nie Zeit. Was spielst du denn so?“ Den Bauernhof klammerte ich bewusst aus. Musste nicht jeder wissen, dass ich ein armer Bauernjunge war.

Dennis berichtete von seinen Spielen und ging viel zu schnell ins Detail, als wäre es verpflichtend für mich, jedes Detail und jede Strategie zu kennen, bevor ich das Spiel überhaupt kannte. Mit dem Thema konnte man ihn auf jeden Fall kriegen.

Er scheint ja echt ein netter Kerl zu sein, aber er ist nicht so richtig auf meiner Wellenlänge und etwas… dumpf. Insbesondere der starre, leere Blick von Dennis ist mir schon gestern ins Auge gefallen. Er stand im krassen Gegensatz zu dem lebhaften Glitzern in den Augen von Mika. Selbst jetzt, als Dennis von etwas berichtete, das ihm offensichtlich gefiel, kam kaum Leben in seine Augen. Ich wusste, was das bedeutete. Menschen, die durch eine dunkle Zeit gehen, haben diesen Blick. Ich kannte das nur zu gut selbst von meinen Eltern. Er tat mir leid.

Wir waren inzwischen bei den Heizungen angekommen und Dennis führte noch immer seine Spielegeschichten aus. Ein paar meiner Stufenkollegen lauschten interessiert und klinkten sich ins Gespräch ein. Sie wussten scheinbar, wovon er sprach. Bald entbrannte eine angeregte Diskussion, von der ich rein gar nichts verstand. Freut mich, dass ich helfen konnte, dachte ich. Meine Anwesenheit wurde in dieser Diskussion nicht mehr gebraucht. Ich nutzte die Chance, mich im Forum umzusehen. Schon in der ersten Sekunde entdeckte ich den schwarzen Lockenschopf, der neben dem blonden Jungen an der gleichen Stelle wie gestern auf dem Boden saß. Unauffällig entfernte ich mich von der Diskussion, was niemand zu bemerken schien, und schlenderte zu Mika und Alex herüber. Beide waren in ein Gespräch vertieft, wobei Mika immer wieder auf seinem iPad herumgestikulierte.

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Vielen Dank für diesen neuen Teil.

Wie ich bereits vermutet hatte, spielen die beiden anderen Neuen, im Gegensatz zum „Wuschelkopf“ keine große Rolle, es freut mich aber, dass sie trotzdem weiterhin in dieser Geschichte vorkommen. Ich bin weiterhin gespannt, welche Rolle die beiden in dieser Story einnehmen.

Wie ich weiterhin vermutet habe, scheinen sie nicht wirklich zusammen zu kommen, scheinen aber trotzdem nicht ganz uninteressant für die weitere Geschichte zu sein.

Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie es weitergeht.

Ich kann doch keine Charaktere begraben, die ich gerade erst erschaffen habe. :smiley: Ich weiß noch nicht genau, wo die Reise mit den beiden hin geht, aber ich denke mir da schon noch was aus. ^^