Tut mir leid, dass es heute so spät geworden ist. Ich hatte viel zu tun, aber ich wünsch euch allen einen guten Rutsch ins neue Jahr! Ob Dylan und Cosmo ebenfalls gut ins neue Jahr kommen werden? Lest es selbst … es wird sehr spannend und es werden auch endlich viele offene Fragen geklärt (und neue aufgeworfen). Viel Spaß!
Hauptrollen:
Dylan Winter: Er ist homosexuell und hegt Gefühle für seinen Mitschüler Emmet. Sein Outing bei seinem Dad lief nicht sonderlich gut. Dylan ist ein talentierter Zeichner.
Cosmo Winter (O:Evo-1570): Ein außerirdisches Wesen vom Planeten Neró. Er kann sich in andere Lebensformen verwandeln und tarnt sich dadurch als Dylans Cousin. Er ist sehr sportlich und hat panische Angst vor Feuer.
Ariana Alister: Sie ist die Tochter von Sydney und nicht erfreut über ihren Umzug. Außerdem scheint sie zu ahnen, dass mit Cosmo etwas nicht stimmt.
Philip „Phil“ Winter: Er ist Dylans Vater und von Beruf der Sheriff einer amerikanischen Kleinstadt. Seine Frau verstarb vor etwa einem Jahr. Mit der Homosexualität seines Sohnes kommt er nicht wirklich zurecht.
Nebenrollen:
Emmet Harding: Mitschüler und Schwarm von Dylan; Zwillingsbruder von Tamara. Wird von Mika immer „Caterpillar“ gennant.
Tamara Harding: Mitschülerin von Dylan; Zwillingsschwester von Emmet; führt eine Beziehung mit Dixon.
Mika Stone: Mitschüler von Dylan, der sich mit Cosmo anfreundet; Klassenclown; scheint etwas zu verbergen.
Dixon Waller: Mitglied der Basketball-Schulmannschaft; führt eine Beziehung mit Tamara.
Jens Huge: Ein sehr großer Kerl und Mitglied der Basketball-Schulmannschaft.
Joyce Price: Beste Freundin von Tamara.
Elijah Richfield: Ehemals bester Kumpel von Mika. Spielten öfters Online-Games zusammen. Seine Eltern sind sehr reich. Er wurde auf eine Privatschule geschickt.
Sydney Alister: Mutter von Ariana und Kollegin von Phil.
Herr Prokkowitch: Russischer Astronom; zu Besuch in Amerika.
Frau Kovnikovo: Russische Astronomin; zu Besuch in Amerika.
Ψ:Flashback-47
Von außen sah das sicherlich urkomisch raus, als Mika und ich regelrecht aus dem Wandschrank fielen. Mika zuerst und ich auf ihn drauf, was für einen weiteren peinlichen Moment sorgte. „Bitte sag mir, dass du dir eine Karotte in deine Hose gesteckt hast.“, sagte ich, nachdem ich etwas Hartes zwischen seinen zwei Beinen spürte.
„Äh … keine Karotte, aber eine Plastikflasche mit Wodka-Bull gefüllt.“, antwortete Mika mir.
„Na zum Glück.“, sagte ich und versuchte von ihm runterzugehen und aufzustehen. Inzwischen schenkten uns bereits einige der Gäste uns ihre Aufmerksamkeit. Leider war auch Emmet unter den Schaulustigen, der mich völlig entgeistert dabei beobachtete, wie ich zuvor noch auf Mika lag. „Das ist nicht das, wonach es aussieht.“, versuchte ich ihm zu erklären.
„Wonach sah es denn aus?“, fragte Mika mich irritiert.
Meine Blicke wanderten unaufhaltsam zwischen Emmet und Mika hin und her. Mein Puls stieg in unermessliche Höhen. Wieso passieren solche peinlichen Momente eigentlich immer nur mir? Ich hatte dafür gerade null Zeit. „Äh ich … also ich äh … ich muss schleunigst weg, zu Cosmo, weiß irgendjemand von euch wo er gerade steckt?“
„Er ist bei euch Zuhause und verschlingt gerade sein zwanzigstes Stück Hawaii-Pizza.“, antwortete mir eine weibliche Stimme und als ich mich danach umdrehte, stand Ariana zwischen Tür und Angel.
„Ähm … danke.“, sagte ich lediglich und machte mich schließlich auf den Weg zu Cosmo, der von der bevorstehenden Gefahr noch nichts wusste. Warum heute? Wenn Prokkowitch hier aufschlägt, wird das in einem Desaster enden. Ich hätte Cosmo nicht verheimlichen dürfen, dass der Astronom ein Evo von seinem Heimatplaneten ist und Jagd auf abtrünnige Evos macht.
Vor ungefähr acht Wochen:
Die Halloween-Party war wirklich ein Graus! Zuerst der unheimliche Herr Prokkowitch, der die Party von der Straße aus beobachtete, dann wurde Emmet von Elijah gehänselt und zu guter Letzt werde ich von einem betrunkenen Evo geküsst! Zudem brummte mir die Schädel, als hätte ich selber zu viel Alkohol intus, dabei hab ich keinen einzigen Tropfen angerührt … glaubte ich zumindest.
Es war Sonntag, mein Dad hatte heute Schichtdienst und Cosmo lag noch im Bett und schlief seinen Rausch aus, als das Telefon klingelte. „Ja hallo, Dylan Winter am Apparat.“
„Ja guten Tag, Dylan! Ich bin froh, dass ich dich gleich erwischt habe. Hier ist Frau Kovnikovo, du erinnerst dich vielleicht noch an mich? Die Astronomin? Wir haben uns auch beim Basketball-Spiel letzte Woche getroffen und miteinander gesprochen.“
„Ja, natürlich erinnere ich mich an sie.“, erwiderte ich, wenn auch überrascht über den Anruf.
„Können wir uns bitte treffen?“, bat Frau Kovnikovo mich. „Es wäre von enormer Wichtigkeit. Doch das Treffen müsste sehr diskret abgehalten werden. Nur du und Cosmo, niemand sonst darf von dem Treffen jemals erfahren.“
„Lässt sich einrichten.“, antwortete ich der Astronomin, woraufhin sie mir Treffpunkt und Uhrzeit mitteilte. Jedoch beschloss ich alleine zu dem Treffen zu gehen, da Cosmo noch immer schlief.
Der Treffpunkt befand sich am Stadtrand, in der Nähe eines heruntergekommenen Schrottplatzes. Ich fuhr mit dem Fahrrad dorthin, wo mich Frau Kovnikovo bereits erwartete. Sie wirkte äußerst angespannt und ich fragte mich die ganze Zeit über, was es so Geheimnisvolles zu besprechen gab. „Danke, dass du erschienen bist.“, sagte sie, als ich vor ihr stand. „Cosmo ist nicht mitgekommen wie mir scheint. Nun gut, dann sage ich eben nur dir das und es ist wirklich von enormer Wichtigkeit.“
„Was ist denn so wichtig? Nun reden sie doch bitte endlich.“, entgegnete ich ungeduldig.
Frau Kovnikovo schien aus irgendeinem Grund noch mit sich zu hadern, aber schließlich platzte alles in rasender Geschwindigkeit aus ihr heraus: „Na schön, ich will gar nicht mehr lange um den heißen Brei reden. Wir wissen, dass Cosmo ein Wesen aus einer entfernten Welt ist, genaugenommen ein sogenannter Evo, und wir wissen auch dass du darüber Bescheid weißt. Wir, dass sind ich und mein Kollege Prokkowitch, was er aber eigentlich gar nicht mehr ist, denn der wirkliche Prokkowitch ist tot, getötet von einem Evo, der dessen Gestalt hinterher annahm. Dieser Evo, genannt Z:Evo-987, macht Jagd auf abtrünnige Evos, die ihren Heimatplaneten Neró verlassen haben und Kontakt zu anderen Lebewesen aufnahmen, was ihrer Spezies aber allem Anschein nach strengstens untersagt ist. Nun zwingt er mich ihm zu helfen, da er sonst das gleiche mit meinem siebenjährigen Sohn macht, wie mit Prokkowitch. Zur Polizei kann ich nicht, denn die würden mir erstens nicht glauben, zweitens wären sie nicht stark genug gegen eine außerirdische Lebensform anzukommen und drittens steht mein Sohn unter strengster Bewachung eines Babysitter-Evos. Nun stecke ich tierisch in der Klemme, aber ich kann auch die anderen Menschen nicht in ihr Unglück stürzen lassen, weshalb ich versuche dich zu warnen, denn Prokkowitch hat herausgefunden, dass dein Cousin Cosmo in Wirklichkeit ein Evo ist, was ja anhand seines geistigen Zustandes und seinen körperlichen Aktivitäten offensichtlich war. Nun wartet er eine passende Gelegenheit ab, um Cosmo abzufangen und ihn zu eliminieren.“ Als Frau Kovnikovo zu Ende erzählt hatte, rang sie erst einmal nach Atem. Ich hingegen war sprachlos und konnte sie nur unentwegt anstarren, bis sie mich fragte: „Alles okay, du siehst blass im Gesicht aus?“
„Ich glaube mir wird gerade schlecht.“, antwortete ich ihr geistesabwesend. Schließlich versuchte ich mich zusammen zu reißen. Cosmo hatte bereits erzählt, dass man Jagd auf ihn machen würde, doch hatte ich nicht vermutet, dass dies so schnell geschah, geschweige denn jemals geschah!
„Zuerst war sich Prokkowitch ja unsicher, weil sich dieser Mika auch ungewöhnlich verhielt, aber dann erfuhren wir, dass Mika am Sternschnuppen-Abend gar nicht Zuhause war, woraufhin er letztendlich zu dem Entschluss kam, dass Cosmo wie er ein Evo zu sein scheint. Zu hundert Prozent sicher ist er sich jedoch nicht, aber wenn ich dich so beobachte, dann scheint er mit seinem Verdacht recht zu haben.“, erzählte Frau Kovnikovo noch weiter. Unzählige Gedanken schossen mir durch den Kopf.
Ich versuchte zu spekulieren und schaute die Astronomin fragend an. „Nehmen wir mal an, es kommt tatsächlich zu einer Auseinandersetzung zwischen Cosmo und Prokkowitch … oder Evo Zwei, keine Ahnung wie ich ihn nennen soll, und Cosmo gelingt es ihn irgendeiner Weise daran zu hindern, ihn zu eliminieren, was für Konsequenzen hätte das dann für sie und ihren Sohn?“
„Die Konsequenzen wären fatal!“, antwortete Frau Kovnikovo mir.
„Oaaaah, mir brummt der Schädel, seitdem Cosmo mich geküsst hat.“, sagte ich angestrengt.
Frau Kovnikovo starrte mich erschüttert an. „Du wurdest von einem Alien geküsst?!“
„Ja ich weiß, das ist krass, sogar ultrakrass.“, entgegnete ich zerstreut. „Das ist jetzt aber nicht der richtige Moment für solch ein Thema. Wir müssen eine Lösung finden, die uns allen zu Gute kommt.“
„Würde Cosmo sich Prokkowitch stellen, wenn wir ihn darum bitten?“, fragte Frau Kovnikovo mich.
Ich dachte nach. Bisher wusste Cosmo noch nichts von der bevorstehenden Gefahr. Wenn er sich dem Jäger-Evo stellte, dann könnte er … er könnte… „Ich hab eine bessere Idee. Wir könnten Prokkowitch doch auf eine falsche Fährte locken, in eine andere Gegend, weit weg von Cosmo.“
„Das dürfte nicht leicht werden, aber ein Versuch wäre es allemal wert.“, meinte Frau Kovnikovo nachdenklich. „Das funktioniert aber nur, wenn Cosmo nicht noch mehr in der Öffentlichkeit auffällt.“
„Das kriege ich hin. Ich werde versuchen, ihn unter Kontrolle zu halten.“, entgegnete ich, womit der Plan zur Rettung von Cosmo feststand. Es tat mir ja Leid für Frau Kovnikovo und deren Sohn, aber wenn Cosmo sich Prokkowitch stellte, würde er höchstwahrscheinlich den Kürzeren ziehen und inzwischen könnte ich es nicht mehr verkraften, wenn ich Cosmo wieder verlieren würde.
Ω:Feuerwerk-48
Ich rannte aus dem Haus der Alisters und sprang über den weißen Gartenzaun, um auf das meinige Grundstück zu gelangen. Ich warf einen kurzen Blick um mich, doch außer Partygästen konnte ich niemanden entdecken. Keine Spur von Prokkowitch, doch das hatte nichts zu bedeuten. Ich musste nun so schnell wie möglich zu Cosmo und ihn warnen. Mir blieb nichts anderes übrig…
Doch wurde ich am Fortsetzen meines Weges gehindert, als mich plötzlich eine Hand von hinten an der linken Schulter festhielt. Ich drehte mich erschrocken um und stand Mika gegenüber. „Hey, was ist denn mit dir los? So wie du gerade über den Zaun gesprungen bist, machst du jeder Antilope Konkurrenz. Hat das was mit dem Anruf zu tun? Ist was passiert?“ fragte Mika mich besorgt.
„Keine Sorge, mir geht es gut, wirklich, aber ich muss mal ganz kurz zu Cosmo. Ich bin gleich wieder bei euch.“, erklärte ich ihm und ließ ihn unwissend im Vorgarten stehen. Im Eiltempo näherte ich mich unserem Haus, als ich meinen Blick noch einmal zur Seite wandte und Ariana von ihrem Treppenabsatz aus zu mir rüber blicken sehen konnte. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken!
Ich betrat schließlich mein Haus, ohne einen weiteren Gedanken an sie zu verschwenden. Cosmo war jetzt viel wichtiger! Jedoch fand ich ihn nicht in der Küche vor, wo all die Pizza-Kartons standen. Joyce unterhielt sich gerade mit einem anderen Mädchen, als ich unhöflich dazwischen ging und mich nach Cosmos Standort erkundigte. „Cosmo? Ich glaube, er wollte in euren Garten.“, antwortete Joyce mir, doch das war noch nicht alles: „Er hatte die glorreiche Idee, euren Pool mit Wasser zu füllen.“
Dieser Dummkopf! Mein Dad hatte ihm das doch ausdrücklich verboten! Ich verließ die Küche und durchquerte das Wohnzimmer, als mir der Weg in den Garten von einem Kerl versperrt wurde, der ein Bier in seiner linken Hand hielt. „Passwort!“
„Wie bitte? Moment mal … deine Stimme … bist du der Kerl, der an Halloween als Sensenmann verkleidet war und vor Elijahs Villa nach dem Passwort gefragt hat?“
„Richtig und nun sag mir das Passwort, denn ohne darf ich dich nicht zum Pool lassen. Befehl von Cosmo.“, sagte der Junge zu mir, der gut einen Kopf größer als ich war.
„Spinnst du? Ich wohne hier – Das ist mein Haus!“, entgegnete ich fuchsteufelswild.
„Ich dachte Cosmo wohnt hier?“, erwiderte der Junge irritiert und eindeutig schon leicht beschwipst.
„Ist schon gut. Lass ihn durch!“, rief Cosmo, der auf einmal vor der Fensterscheibe erschien und den Arm des Jungen auf Seite schob. „Hey Dylan, sieh mal, ich hab den Pool nun doch mit Wasser gefüllt. Die ersten Partygäste tummeln sich schon darin und haben enorm viel Spaß.“
„Ja wunderbar … wir haben ja auch dreißig Grad.“, entgegnete ich sarkastisch. „Hat mein Dad uns die Benutzung des Pools nicht ausdrücklich verboten?! Denkst du eigentlich nie nach, bevor du handelst?“
„Bis dein Dad nach Hause kommt, ist der Pool wieder blitzrein.“, versprach Cosmo mir und setzte wieder sein „Bitte-sei-nicht-böse-auf-mich-Blick“ auf, dem ich einfach nicht widerstehen konnte.
„Ist jetzt auch egal, denn wir haben ein viel größeres Problem!“, entgegnete ich laut und zog Cosmo ein wenig zur Seite, um unter vier Augen mit ihm zu sein, als mein Handy erneut zu klingeln begann.
Es war erneut Frau Kovnikovo: „Und? Ist Prokkowitch schon bei euch aufgetaucht?“
„Nein, bisher noch nicht.“, antwortete ich ihr. „Ich wollte gerade mit Cosmo über alles reden. Er weiß schließlich von nichts. Ähm … Frau Kovnikovo? Was wird nun eigentlich aus ihnen und ihrem Sohn?“
„Lieb von dir, dass du dir Sorgen um uns machst, aber ich befürchte, wir sind dem Untergang geweiht.“, antwortete die Astronomin mir, die jegliche Hoffnung aufgegeben zu haben schien. „Ich bete, dass es zumindest euch gelingt, das alles unbeschadet zu überstehen. Viel Glück!“
Wir beendeten unser Telefonat und ich widmete mich wieder Cosmo, der mich nun verwirrt und besorgt ansah. „Was ist los Dylan? Was weiß ich noch nicht und welches große Problem haben wir?“
„Ein Evo-Hunter ist auf dem Weg hierher!“, antwortete eine Stimme, die mir zuvor kam und bei Cosmo für die nötige Klarheit sorgte. Es war Ariana! „Cosmo, dein Leben ist in Gefahr! Es ist dieser Astronom Prokkowitch. Er ist in Wirklichkeit ein Evo, so wie du, und macht Jagd auf dich!“
„Was?! Aber wieso…?“ Cosmo starrte Ariana erschrocken an, ehe er verwirrt zu mir sah. Ich hingegen war verwirrt darüber, dass Ariana von alledem so gut Bescheid zu wissen schien. „Und du hast das gewusst und mir nichts gesagt?“, fragte Cosmo nun mich und erstmals erlebte ich ihn leicht wütend.
„Du musst kämpfen Cosmo!“, forderte Ariana ihn auf.
„Nein!“, schrie ich und ging dazwischen. „Cosmo, es tut mir Leid, dass ich dir die Wahrheit so lange verschwiegen habe, aber du darfst nicht kämpfen! Bitte kämpfe nicht!“
„Sag mal, bist du bescheuert?!“, fragte Ariana mich wütend. „Cosmo MUSS kämpfen, oder alle die Kontakt zu ihm hatten, müssen dran glauben – wir, unsere Mitschüler, meine Mum, dein Dad, alle! Du willst ja nur nicht, dass er kämpft, weil du Angst hast ihn zu verlieren!“
Ich bekam Tränen in den Augen. Cosmo blickte mich betrübt an. „Ist das wahr, Dylan? Ist das der Grund, warum ich nicht kämpfen soll und du mir das mit Prokkowitch verschwiegen hast?“ Ich war nicht fähig ihm ein klares Ja zu geben, dennoch nickte ich und konnte meine Tränen nicht mehr stoppen. „Du Dummkopf!“, schimpfte Cosmo mit mir. „Ich bin nur deinetwegen hier, aufgrund deines einen Wunsches und egal was geschieht, ich werde dich nicht verlassen, bis dein Wunsch vollends erfüllt wurde! Daran wird auch ein Evo-Hunter nichts ändern und nun komm!“
„Wohin?“, fragten Ariana und ich gleichzeitig.
„In ein Versteck, wo ihr fürs Erste sicher seid.“, erklärte Cosmo uns und auf einmal wirkte er sehr erwachsen auf mich. Sein kindliches Verhalten schien wie weggeblasen zu sein.
„Das ist das dümmste Versteck, in dem ich mich jemals befand.“, hörte ich Ariana schnaufen, als wir uns keine fünf Minuten später im besagten Versteck verschanzt hatten. „Hier findet er uns sofort…, sofern er nicht an einer Hirnamputation leidet … wohl kaum!“
„Lass sie schimpfen. Ihr seid hier in Sicherheit, vertrau mir!“, sagte Cosmo liebevoll zu mir.
„Bist du gar nicht mehr sauer auf mich?“, fragte ich ihn mit noch immer verquollenen Augen.
„Doch, ein wenig schon, aber ich kann verstehen, wieso du das vor mir geheim gehalten hast.“, antwortete Cosmo mir und wischte mit seinem rechten Daumen meine Tränen aus dem Gesicht. „Ich hab schon immer gewusst, dass ich dir mehr bedeute, als du zugibst.“
„Bilde dir bloß nichts darauf ein.“, entgegnete ich triezend.
„Weißt du eigentlich, dass du ungeheuer süß im Moment bist?“ Mit dieser Frage überrumpelte Cosmo mich nun völlig. „Ja wirklich, sonst machst du immer so auf tapfer und cool, aber jetzt…“
„Noch ein Wort und ich stopf dir eine Kastanie in den Mund.“, erwiderte ich brummig, woraufhin Cosmo wieder zu Grinsen anfing. Ich versuchte auf andere Gedanken zu kommen und wandte mich deshalb mit interessanten Fragen an Ariana: „Hey Ariana, woher weißt du eigentlich über all das Bescheid? Also über Evos und Prokkowitch und das dieser auf der Jagd nach Cosmo ist.“
Ariana hielt etwas Abstand zu uns, vielleicht um unsere traute „Zweisamkeit“ nicht zu stören, dennoch antwortete sie auf meine Fragen: „Ich bin ein Mensch, nur um das vorweg zu erwähnen, aber ich bin schon mit Evos in Kontakt gekommen, da hast du noch in die Windeln gemacht.“ Ich warf Ariana einen bösen, aber auch skeptischen Blick zu. „Ja gut, vielleicht nicht ganz so früh, aber auf jeden Fall vor dir. Ich und meine Mum sind hierher gezogen, um einen Neuanfang zu wagen, aber der ging gründlich in die Hose. Das Cosmo kein Mensch, sondern ein Evo ist, war mir schnell klar. Erste Anzeichen dafür gab es am ersten Advent, als er vor dem Feuer panisch aus dem Haus rannte. Alle Evos haben nämlich panische Angst vor Feuer, denn ihre Körper bestehen nicht nur hauptsächlich aus Wasser, sie ziehen auch ihre Lebenskraft daraus. Das war auch der Grund, weshalb Cosmo ohne Probleme Emmet das Leben retten konnte, als dieser am See ins Eis einbrach.“
„Wasser?“ Allmählich ging mir ein Licht auf. „Heiliger Bimbam! Dein Duschverhalten, immer der Letzte beim Duschen zu sein!“
„Bei Berührung mit Wasser, zeigt sich mein wahres Ich. Das hätte für reichlich Verwirrung gesorgt, hätte ich mich beim Duschen verwandelt.“, erklärte Cosmo mir.
„Aha, und wann wolltest du mir davon erzählen?“, fragte ich mürrisch. „Ach egal.“
Ich zog mein Handy aus der Hosentasche, um auf die Uhr zu gucken: Nur noch eine Minute bis Mitternacht! Bei all dem Chaos, hatte ich die Zeit um mich herum völlig vergessen. Hinzu kam ein verpasster Anruf, von vor etwa zehn Minuten. In der Mailbox lag eine Nachricht von meinem Dad: „Hey Dylan, hier ist dein Dad! Sydney und ich drehen mit dem Streifenwagen gerade eine Runde, da dachten wir uns, wir schauen mal bei euch vorbei. Wir sind in etwa zehn Minuten bei euch, also wundert euch nicht … versteckt den Alkohol und sag Cosmo, dass wenn er den Pool doch mit Wasser befüllt hat, ich ihn erschießen werde!“
„Phil, ich bitte dich.“, hörte ich Arianas Mutter Sydney rufen. „Unsere Kinder sind doch immer artig.“
„Deine Tochter vielleicht, aber bei meinem Sohn bin ich mir da nicht mehr so sicher, seitdem ein gewisser Neffe von mir bei uns wohnt und ihn ständig in Schwierigkeiten bringt.“, entgegnete mein Dad, woraufhin die Nachricht endete.
Meine Stimmung war ohnehin schon im Keller, aber nun erreichte sie ihren absoluten Tiefpunkt. „Scheiße!“ Ariana und Cosmo blickten mich verdutzt an. „Mein Dad und deine Mum kommen hier her und…“ Mit einem Mal hielt ich inne, denn von unserem Versteck aus, hatte ich einen guten Überblick über die Gärten bis hin zur Straße, wo sich bereits unsere Partygäste – inklusive Emmet, Tamara, Dixon, Jens, Joyce und Mika – versammelten, um den Countdown runterzuzählen. Doch tauchte inzwischen noch eine weitere Person auf: Prokkowitch! Panik und Angst stieg in mir auf, denn mein Dad war in höchster Gefahr! Ob eine Schusswaffe einem Evo was anhaben konnte? Mein Dad hatte mal auf Cosmo mit seiner Dienstwaffe gezielt, aber abgedrückt hatte er nicht. Was bei einem Schuss wohl passiert wäre? „Cosmo.“, sagte ich nun leise vor mir hin und Cosmo schaute mich mit seinen treuen Augen an. „Bitte rette meinen Dad. Ich flehe dich an!“ Ariana stand hinter uns und auch in ihrem Gesicht konnte ich die Angst ablesen. Cosmos Blick haftete auf mir und dann nickte er.
Inzwischen konnte man unsere Partygäste den Countdown runterzählen hören: „Zehn!“ Prokkowitch stand nun genau vor unserem Grundstück. „Neun!“ Jens und Joyce standen nebeneinander und lebten in ihrer friedlichen und fröhlichen Welt. „Acht!“ Dixon gab seiner Tamara einen zärtlichen Kuss auf die Lippen. „Sieben!“ Ein Polizeiauto bog in die Straße ein, in dem mein Dad und Sydney saßen. „Sechs!“ Ich glaubte Arianas Herz schlagen zu hören. „Fünf!“ Emmet stand in unserem Vorgarten und blickte sich um, als würde er Ausschau nach mir halten. „Vier!“ Ich schloss für eine Sekunde meine Augen und wünschte mir, dass alles nur ein Albtraum sei. „Drei!“ Cosmo griff nach meiner Hand und hielt sie ganz fest. „Zwei!“ Völlig unvorhergesehen ging Mika auf Prokkowitch zu und sprach ihn an. „Eins!“ Cosmo zog mich näher an sich heran, damit meine Angst ein wenig verschwand. „Null!“
Raketen schossen in den Himmel und ein spektakuläres Feuerwerk brachte den Nachthimmel zum Leuchten. Auch auf der Straße gab es buntes Feuerwerk zu bestaunen, doch davon bekam ich nicht mehr allzu viel mit, denn völlig unerwartet drückte Cosmo mir einen Neujahrskuss auf den Mund – sehr zum Erstaunen von Ariana, die mit offenem Mund daneben stand. In meinem Körper kam es zu einem eigenen Feuerwerk der Gefühle. Warum nur? Warum küsst er mich immer wieder? Doch als wäre das nicht genug, gefiel mir seine Zuneigung auch noch.
Nach ein paar sehr leidenschaftlichen Sekunden löste Cosmo sich von mir und kletterte die Leiter vom Baumhaus herunter, um sich Prokkowitch entgegen zu stellen. Doch der Kuss löste etwas in mir aus. Ich bekam das Gefühl, als würde mein Kopf explodieren, so starke Kopfschmerzen bekam ich. Auch die Zitteranfälle kehrten zurück, so dass ich mich kaum noch auf den Beinen halten konnte. Erst jetzt wurde mir klar, dass die Kopfschmerzen und Zitteranfälle immer dann auftraten, nachdem ich Cosmo küsste. Doch diese Erkenntnis kam für mich zu spät. Alles um mich herum verschwamm, bis meine Augen zufielen und ich stürzte. Ich hörte noch Arianas entsetzten Schrei, ehe ich kopfüber auf der Wasseroberfläche unseres Pools aufschlug und für eine sehr lange Zeit mein Bewusstsein verlor!
Ende von Part 2: „EREBOS“