Es war einmal ... ganz anders!

Jeder kennt die Märchen, die mit „Es war einmal …“ beginnen, von Rotkäppchen, Schneewittchen und die sieben Zwerge oder auch von Artus und der Tafelrunde. Doch SO habt ihr jene Märchen noch nie erlebt! Ich erzähle euch diese und viele andere Märchen nämlich auf eine völlig abgedrehte, queere und lustige Art und Weise. Morgen geht es los und dann bekommt ihr jeden Sonntag eine kleine Märchenstunde von Skystar präsentiert!

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Es war einmal … ganz anders!

Parodie: Pinkkäppchen
Originalversion: Rotkäppchen
Vorlage: Gebrüder Grimm

Pinkkäppchen
Es war einmal ein kleiner Junge im Alter von 14 Jahren. Er liebte Kopfbedeckungen über alles – allen voran sein pinkes Käppchen, weshalb er von allen Pinkkäppchen gerufen wurde. Doch musste er sich aufgrund der Farbe seines Käppchens oftmals Spott und Hänseleien seiner Mitschüler über sich ergehen lassen. Eines schönen Sonntagmorgens beschloss Pinkkäppchen seine Großmutter zu besuchen, die im Schachtelwald in einer kleinen und bescheidenen Hütte lebte. Pinkkäppchens Mutter gab ihm einen Apfelkuchen mit auf den Weg, dem er seiner Großmutter schenken konnte.
Schließlich machte sich Pinkkäppchen auf den weiten Weg durch den Wald, mit nichts weiter als einem Apfelkuchen in einem Picknickkorb. Gedankenversunken spazierte er durch den Wald. Die Sonne schien durch die Baumkronen hindurch und leuchtete ihm den Pfad. Pinkkäppchen dachte über etwas nach, was ihn seit ein paar Wochen stark beschäftigte. Seit kurzem gab es einen neuen Mitschüler in seiner Klasse, der sein Herz zum Klopfen brachte. Dabei tat der neue Junge nichts anderes, als ihm gelegentlich ein Lächeln zu schenken. Obwohl… seine Rehaugen waren auch sehr schön. Für Pinkkäppchen fühlte es sich jedenfalls so an, als hätte er Schmetterlinge im Bauch. Dabei hatte er sich noch nie Gedanken zu seiner Sexualität gemacht. Allgemein wusste er über „Sex“ wenig und so sah er sich eines Nachts heimlich den Aufklärungsfilm schlechthin an: American Gay Pie!
Pinkkäppchen legte im Wald eine kurze Pause ein und lehnte sich an einen Baumstamm. Er schloss seine Augen und dachte an den Jungen, der sein Herz zum Klopfen brachte. Plötzlich spürte er eine zarte, ihm ungewohnte und neue Erregung in der Hose. Pinkkäppchen war dies ein wenig peinlich und er blickte sich um, ob er alleine war und ihn auch keiner beobachtete. Dann kam er auf eine geniale Idee: In dem Aufklärungsfilm hieß es, dass Sex wie warmer Apfelkuchen sei. Pinkkäppchen Erektion nahm zu und schließlich kam er zu einem Entschluss: Der Apfelkuchen ist noch warm – Jetzt oder nie! Er zog den Apfelkuchen aus dem Picknickkorb und legte ihn auf den Boden. Unsicher saß Pinkkäppchen davor. Sollte er das tun, was der Junge in dem Aufklärungsfilm getan hat? Sollte er wirklich…? Pinkkäppchen schnupperte noch einmal an dem frischen Apfelkuchen. Er duftete einfach herrlich. Dann tat er es, wenn auch langsam und nach wie vor unsicher. Er öffnete die Schnalle seines Gürtels und war gerade dabei, seine Hose runter zu ziehen, als er ein lautes Knurren aus dem Gebüsch hörte. Pinkkäppchen erschrak und brach seine geplante Aktion auf der Stelle ab. Er packte den Apfelkuchen zurück in den Picknickkorb, doch Gelegenheit seine Hose wieder hochzuziehen bekam er nicht, denn schon im nächsten Moment, sprang ein hungriger Wolf aus dem Gebüsch!
Wenn er weg rannte, würde der Wolf ihn schnappen. Also kletterte Pinkkäppchen im Eiltempo auf dem am nächsten stehenden Baum. Der Wolf versuchte ihm hinterher zu springen und erwischte auch seine Hose, die er ihm schließlich komplett runter riss. In eng anliegenden Boxershorts saß Pinkkäppchen auf dem obersten Ast, wo der Wolf ihm nichts anhaben konnte. „Verschwinde du böses Wölfchen!“, rief er dem hungrigen Wolf zu, der um den Baum kreiste und auf der Lauer lag.
Nach etwa einer Stunde des vergeblichen Wartens, schien der Wolf sein Vorhaben aufzugeben und lief auf allen Vieren – mit Pinkkäppchens Hose – davon. Pinkkäppchen wartete noch einen Moment, ehe er vom Baum wieder runter kletterte, denn schließlich konnte es sich hierbei auch um einen Hinterhalt handeln. Doch er hatte Glück und der Wolf schien wirklich verschwunden zu sein.
Pinkkäppchen nahm die Beine in die Hand und machte sich schleunigst auf dem Weg zu seiner Großmutter, wo er sich sehr viel sicher zu fühlen glaubte. Ihre Hütte lag auf einer kleinen sonnigen Lichtung, umgeben von einem weißen Zaun und vielen wunderschön blühenden Blumen. Rauch zog aus dem Schornstein, was darauf schließen lässt, dass es schön warm und gemütlich bei ihr drin sein dürfte. Pinkkäppchen klopfte zweimal an der Haustür aus Holz, doch es folgte keine Antwort. Dann bemerkte er, dass die Türe nur leicht angelehnt war. Mit leisen Schritten betrat er die Hütte und suchte sie nach seiner Großmutter ab. In der Küche stand ein Teekessel auf dem Herd, der gerade zu Pfeifen begann. Pinkkäppchen stellte den Teekessel von der Herdplatte und stellte seinen Picknickkorb auf den Küchentisch. Dann ging er in das Hinterzimmer, in der seine Großmutter sonst immer schlief. Sie schien tatsächlich in ihrem Bett ein Nickerchen zu halten, denn die Bettdecke bewegte sich auf und ab, so dass sie im Bett liegen musste. „Großmutter bist du das?“, fragte Pinkkäppchen leise, während es sich dem Bett langsam näherte.
„Natürlich mein Engel!“, antwortete seine Großmutter mit kratziger und verrauchter Stimme.
„Du meine Güte, Großmutter, du klingst krank. Geht es dir nicht gut?“, fragte Pinkkäppchen und trat nun ganz besorgt an das Bett. Dann blickte er in das Gesicht seiner Großmutter…, doch irgendwas schien heute anders an ihr zu sein. „Ehm Großmutter…, warst du bei der Maniküre? Deine Fingernägel sind so lang! Oh und hast du deine Nase vergrößern lassen? Die ist so riesengroß! Und… wann hast du das letzte Mal deine Zähne geputzt? Du hast Mundgeruch und stinkst nach Zigaretten! Hat dir dein Arzt das Rauchen nicht strengstens verboten?“
Pinkkäppchens Großmutter blickte ihn mürrisch an und sagte daraufhin: „Ich kann doch auch nichts für meine Nikotinsucht! Wenigstens stößt dich meine erotische Körperbehaarung nicht ab!“
Mit einem Mal fiel bei Pinkkäppchen der Groschen und er stürzte erschrocken zu Boden. „D-Du bist der böse Wolf! Ha-Hast du meine Großmutter e-etwa schon v-ver-verdaut?!“
„Pinkkäppchen was tust du denn da am Boden?“, fragte eine Stimme und als Pinkkäppchen sich umdrehte, erblickte er seine Großmutter, die ihm Türrahmen stand. „Ist zwar sehr nett von dir, dass du meinen Boden mit deiner Arschbacke sauber hältst, aber Wölfchen hat heute Morgen den Hausputz bereits erledigt. Dabei hat er sich leider so überanstrengt, dass der Liebe sich ein wenig ausruhen musste!“ Pinkkäppchen verstand die Welt nicht mehr und berichtete von dem Angriff des Wolfes. Der Wolf klärte ihn darüber auf, dass dies wohl sein böser Zwillingsbruder gewesen sei. Er selber sei aber ein lieber und intelligenter Wolf, der in Harvard studierte und lediglich aufs Rauchen und Motorradfahren abfährt. „Aber sag mal Pinkkäppchen, wieso hast du dir denn deine Hose ausgezogen?“, fragte seine Großmutter, als sie gemeinsam in der Küche den Apfelkuchen anschnitten und den Tisch für Tee und Kuchen deckten.
„Der böse Wolf wollte mir an die Wäsche.“, erklärte Pinkkäppchen mit Witz und Ironie.
„Sowas aber auch, dabei stehst du doch auf Jungs und nicht auf böse Wölfe.“, entgegnete seine Großmutter, was ihn sehr überraschte. Woher wusste sie von einer sexuellen Vorliebe für Jungs? „Ich bitte dich, das war dir schließlich in die Wiege gelegt, nachdem dein Vater und dein Großvater, bereits deine Mutter und mich für andere Männer verließen. Das liegt in deinen Genen!“
„Und du akzeptierst mich wirklich so wie ich bin?“, harkte Pinkkäppchen etwas genauer nach.
„Pinkkäppchen, du bist mein Enkel und ich liebe dich, egal wen du liebst. Enttäuschungen und Ängste gehören im Leben dazu, aber du darfst nie denken, dass du alleine bist. Wir sind für dich da – Ich, deine Mutter, Wölfchen und vielleicht sogar unsere Gäste, die jeden Moment eintreffen dürften.“
„Ach deshalb hast du für fünf Personen gedeckt.“, schlussfolgerte Pinkkäppchen.
Kurz darauf trafen auch schon die eingeladenen Gäste ein. Es waren Herr Jäger und sein Sohn. Und jetzt kam die Überraschung des Tages: Der Sohn von Herr Jäger, war kein anderer, als der neue Mitschüler aus Pinkkäppchens Klasse, der ihm des Öfteren zulächelte und Herzklopfen bei ihm auslöste. Auch jetzt lächelte er ihn wieder an und seine Rehaugen strahlten schöner den je. „Hey, na du trägst ja schöne Boxershorts!“, begrüßte er Pinkkäppchen, dessen Gesicht die Farbe seines Käppchens annahm. Da waren sie wieder: Die Schmetterlinge in seinem Bauch.
Alle nahmen sie ihre Plätze ein und machten sich daran, den warmen Apfelkuchen zu verspeisen. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann hatten Pinkkäppchen und sein zukünftiger Freund noch sehr viel Spaß mit warmen Apfelkuchen – sofern kein böser Wolf dazwischen funkt und sie zu einem Dreier überredete!

Ende!

Das ist ja mal eine sehr kreative Adaption :smiley:

Zwischendurch dachte ich: so führt das denn jetzt hin, als er anfing, sich auszuziehen, aber eine gelungene Wendung.

Ich freu mich schon auf den nächsten Sonntag und bin gespannt, welche Geschichte es dann gibt.

LG nobody.

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Es war einmal… ganz anders!

Parodie: Das verliebte Schneiderlein
Originalversion: Das tapfere Schneiderlein
Vorlage: Gebrüder Grimm

Das verliebte Schneiderlein
Es war einmal ein heißer Sommerabend, als der bettelarme Sohn des Schneiders, sich zu einem Date mit einem anderen Jungen hinreißen ließ. Er freute sich sehr auf das Date, dass am Ende allerdings nicht so lief, wie er es sich vorstellte. Beim Abendessen kam es zu unerwarteten Gästen: Sein zuckersüßes Date lockte sieben Fliegen an, die um den jungen Mann herum schwirrten. Genervt von ihrem Summen, schnappte sich das Schneiderlein seine selbstgenähte Handtasche und schlug mit roher Gewalt auf sie ein. Die Fliegen starben – Sieben auf einen Streich! Das Schneiderlein war stolz auf seine Tat und brüstete sich damit vor seinem Date. Doch der junge Mann war von seinem Verhalten alles andere als begeistert, sondern angewidert und zog es vor, dass Date abzubrechen.
Das Schneiderlein ließ sich allerdings nicht entmutigen. Er stickte sich die Zahl Sieben auf einen Gürtel und zog in die Welt hinaus, um seinen Traummann zu finden. Er prahlte mit seiner Geschichte, von sieben Besiegten, doch wurde er von allen missverstanden. Fortan wurde er für einen Kriegshelden gehalten, der sieben Schurken besiegte. Männer schwärmten von ihm und warfen sich ihm an den Hals. Das Schneiderlein behagte das sehr und zog es vor, seine Lüge aufrecht zu halten.
Irgendwann hörte auch der König des Landes von den Taten des Schneiderleins und ließ diesen zu sich aufs Schloss kommen. Zum ersten Mal in seinem Leben, legte das Schneiderlein sein zu hohes Ego ab und zeigte erste Anzeichen von Nervosität. Als er in den Königssaal trat, in dem der König ihn bereits erwartete, erblickte er zu dessen rechten den jungen und äußerst adretten Prinzen, dessen Augen so blau wie Saphire funkelten. Das Schneiderlein war sehr angetan vom Anblick des Prinzen und spürte das erste Mal tiefere Gefühle für eine Person. Dem König entging dies nicht und er erteilte dem Schneiderlein eine Mission: „In den Wäldern meines Königreiches, treiben sich seit kurzem zwei räuberische Riesen herum. Man sagt, du seist ein tapferer Krieger. Also befehle ich dir, diese Riesen zu töten. Als Gegenleistung verspreche ich dir die Hand meines Sohnes – dem Prinzen.“
Dem Schneiderlein rutschte das Herz in die Hose, doch war dies nicht das Einzige, was in seiner Hose landete. Er bekam Schiss und das nicht nur in Worten ausgedrückt. „I-Ich werde versuchen sie nicht zu enttäuschen.“, sagte er nervös zum König. „Darf ich nur vorher ihr Plumpsklo benutzen?“
Stunden später befand sich das nicht mehr ganz so tapfere Schneiderlein in den Wäldern des Königs, mit nichts weiter ausgestattet, als einer Nähnadel, seinem Mut und seiner Intelligenz. Es war ein dunkler und nebliger Wald, in dem einem die Sicht nur schwer fiel. So kam es, dass das Schneiderlein einen Abhang übersah, ausrutschte, den Abhang hinunter fiel und kopfüber im Schlamm landete. Das Schneiderlein war natürlich alles andere als begeistert. Neben sich hörte er etwas Grunzen – es war ein Wildschwein, das seine feuchte Schnauze gegen die des Schneiderleins stupste. „Na super, von einem Schwein im Schlamm geküsst. So habe ich mir meinen ersten Kuss schon immer vorgestellt.“, beschwerte sich das Schneiderlein im sarkastischen Unterton.
Deprimiert und von oben bis unten mit Schlamm besudelt, setzte das Schneiderlein seinen Weg fort. Wie konnte es nur so weit mit ihm kommen. Er wurde zu einem Angeber und einem Lügner und zur Strafe landete er im Schlamm und wurde von einem Wildschwein abgeknutscht. So hatte er sich seine Zukunft wahrlich nicht vorgestellt. Doch aufgeben wollte er nicht – dem Prinzen zuliebe!
Es dauerte nicht mehr allzu lange, da fand er das Lager der beiden Riesen, die dem König so viele Scherereien bereiteten. Seltsamerweise trug der erste Riese eine Hockeymaske im Gesicht, während der zweite Riese seine Fingernägel zu zwanzig Zentimeter langen Krallen wachsen ließ. Zumindest schienen die zwei Riesen zu schlafen… Es sah nicht nur so aus, sondern hörte sich auch so an, denn mit ihrem Schnarchen würden sie das homophobe Russland zum Beben und zum Untergang bringen! Das Schneiderlein wollte auf Nummer sicher gehen und kraxelte einen hohen Baum hinauf, um die Lage auszukundschaften. Oben angekommen wurde er erst einmal Opfer von herabfallender Vogelkacke auf seinen Haaren. Es musste sich zusammenreißen, seinem Ekel keine Luft zu machen, denn sonst könnte es ihm passieren, dass er die Riesen weckte. Er ließ es sich also über sich ergehen und überlegte, wie er es nun am besten anstellte, die zwei Riesen außer Gefecht zu setzen.
Er entdeckte Tannenzapfen am Baum hängen und kam auf eine geniale Idee. Er würde einen Tannenzapfen auf einen der beiden Riesen werfen, der dann glauben soll, dass sein Partner ihn damit bewarf. Dann sollten sie sich gegenseitig an den Kragen gehen und er selber war aus dem Schneider… Das Schneiderlein aus dem Schneider, was für ein geiler Wortwitz! Okay, Schluss mit lustig!
Das Schneiderlein warf einen Tannenzapfen auf einen der großen Köpfe der Riesen. Sofort öffnete dieser seine Augen. Sein Gähnen war wie ein lautes Brüllen, der alle Vögel des Waldes in den Himmel aufstiegen ließ. Dazu streckte er seine Gliedmaßen und traf mit seiner Faust den Baum, auf dem das Schneiderlein hockte. Der ganze Baum begann zu wackeln und das Schneiderlein kam ins taumeln. Am Ende konnte er sich nicht mehr festhalten und fiel hinunter – direkt in die Arme des Riesen. „Guggi mal Freddy, was meine Pratze fing – ein kleines Püppchen!“, sagte der Riese zu seinem Partner, der noch immer ein Nickerchen hielt.
Der zweite Riese erwachte ebenfalls und das Schneiderlein konnte seinen Plan als Fehlschlag ansehen. Bestimmt wurde er gleich zu Pflaumenmus verarbeitet…! „Ein Püppchen? Dat ist aber süß. Woher du das hast, Jason?“, fragte der zweite Riese seinen Partner.
„Es fiel vom Himmel runter. Darf ich es behalten?“, fragte Jason.
„Wir werden es adoptieren und ihm den Namen Chucky geben.“, sagte Freddy.
Dem Schneiderlein kam eine neue Idee, wie es aus der Sache unbeschadet herauskam. „Ihr beide… seid ein Paar? Nein, das ist aber herzallerliebst. Ihr seht aber auch richtig verliebt aus.“, meinte es, was natürlich gelogen war. „Ich würde mich freuen, wenn ich euch beide Küssen sehen dürfte.“
„Dat Püppchen will, dass wir uns küssen. Na wie süß es doch it.“, sagte Freddy, den man um diesen Gefallen nicht zweimal bitten musste. Er drückte seine feuchten und dicken Lippen auf die seines Riesenfreundes. Allein schon bei diesem Anblick, spürte das Schneiderlein eine gewisse Abneigung. Dem Grauen wurde die Krone aufgesetzt, als dicker schleimiger Sabber aus den Mündern der Riesen tropfte und dieser sich über das Schneiderlein ergoss. Nun reichte es ihm aber wirklich!
Er kletterte vorsichtig aus den Armen des Riesen Jason und sprang schließlich von dessen riesigen Körperbau. Dann suchte er auf dem schnellsten Wege das Weite. Doch schon bald hörte er die beiden Riesen fluchen und brüllen. Die Erde fing zu Beben an und das Schneiderlein bekam es mit der Angst zu tun. Sie waren ihm auf den Fersen und mit seinen kleinen Füßen würde er bestimmt nicht allzu weit kommen. Doch Rettung nahte, in der Gestalt eines regenbogenfarbigen Einhornes!
Ein regenbogenfarbiges Einhorn? Wo bin ich hier eigentlich gelandet, fragte sich das Schneiderlein. Ohne groß weiter darüber nachzudenken, sprang das Schneiderlein auf den Rücken des Einhornes und versuchte ihn anzutreiben. „Nun lauf schon, du liebes regenbogenfarbiges Einhorn, oder willst du, dass ich als Püppchen dieser gestörten Riesen ende? Das Einhorn nickte frech. Das Schneiderlein sah sich zu härteren Maßnahmen gezwungen. Er zückte seine Nähnadel und stach damit in den Allerwertesten des Einhorns. Vor Schreck wieherte das Einhorn auf und galoppierte los. Es war ein wilder Ritt durch den Wald und das Schneiderlein hatte zum ersten Mal Spaß an diesem Abenteuer. Ob er auf dem Prinzen auch irgendwann so wild reiten durfte. Das Schneiderlein versank in Gedanken und so traf ihn schon sehr bald ein Ast mitten ins Gesicht. Das Schneiderlein stürzte vom Einhorn und blieb regungslos am Boden liegen. Wieder war das Pech auf seiner Seite, auch wenn er die Riesen inzwischen abgehängt hatte. Aber das war leider noch nicht alles: Das regenbogenfarbige Einhorn kehrte zu ihm zurück und fing an, auf das Schneiderlein zu pullern. „Ernsthaft jetzt?!“
Völlig niedergeschlagen kehrte das Schneiderlein zum Schloss des Königs zurück und brachte ihm die traurige Botschaft seiner Niederlage. Zudem deckte er seine Lüge über die sieben Besiegten auf und zog damit den Zorn des Königs auf sich. „Du bist eine Schande für mein Königreich. Du hast nicht nur dich selbst und mein Volk belogen und betrogen, sondern auch mich! Hinfort in den Kerker mit ihm!“
Das Schneiderlein war erzürnt über die Worte des Königs und entriss sich den Händen der Ritter, die ihn verhaften wollten. „Ich mag ein Lügner und Betrüger sein, mein König.“, sagte er und sein Blick wanderte auch zu dem Prinzen, der enttäuscht vom Schneiderlein zu sein schien. „Doch habe ich viel auf mich genommen. Ich bin von Kopf bis Fuß mit Schlamm besudelt, hab Vogeldreck in meinen Haaren, badete in Riesensabber, ein Ast schlug mir ins Gesicht und ein durchgeknalltes Einhorn pinkelte auf mich! Ich bin der Meinung, dass das genug Strafe für mich war und das ich trotz alledem sehr viel Mut und auch Einfallsreichtum bewiesen hab. Ihr könnt mich in den Kerker stecken, doch meinen Stolz und meinen Mut werdet ihr niemals brechen!“
Der König staunte über die Worte des Schneiderleins, doch war er unschlüssig, wie er mit ihm weiter vorgehen sollte. Doch dann wandte sich der Prinz an seinen Vater und bat Gnade für das Schneiderlein walten zu lassen, der soeben wahre Tapferkeit bewies und sich gegen ihn stellte. Der König kam dem Wunsch seines Sohnes nach und das Schneiderlein war sehr erfreut darüber.
Überglücklich lächelte er dem Prinzen zu, der sein Lächeln erwiderte. „Ihr habt wunderschöne saphirblaue Augen, mein Prinz.“, schmeichelte das Schneiderlein mit ehrlich gemeinten Worten, als der Prinz ihn aus dem Schloss begleitete. Dort trafen sie auf das regenbogenfarbene Einhorn. Das Schneiderlein rollte mit den Augen, doch der Prinz streichelte sanft das Fell des Einhorns.
„Das Einhorn gehört mir und sein Name ist Jayden!“, erklärte er dem Schneiderlein, der daraufhin vor Scharm rot anlief und sich sowohl bei dem Prinzen, als auch beim Einhorn entschuldigte.
Sein Abenteuer ging nun zu Ende und er hatte viel daraus gelernt. Und wenn sie nicht gestorben waren, dann würde er heute seinen und des Prinzen eigenen Hochzeitsanzug nähen, während die beiden Riesen traurig, ohne ein Püppchen, in ihre Heimat zurückkehrten.

Ende!

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Es war einmal… ganz anders!

Parodie: Pinacoladio
Originalversion: Pinocchio
Vorlage: Carlo Collodi

Pinacoladio
Es war einmal in einer kleinen Ortschaft namens Holzhausen, dass umringt von den zwei Wäldern Grünwald und Schwarzwald war. Da lebten nur Holzköpfe und der größte unter ihnen war Wald Disney, der Puppenmeister. Sein größter Traum, einen eigenen Sohn großzuziehen, wurde ihm von der Waldfee Linda Linde bereits erfüllt, doch hatte auch sein Sohn einen großen Traum. Sein Name war Pinacoladio, geboren aus Pinienholz, Ananassaft und Kokosnusscreme, und er wünschte sich nichts sehnlicher, als die große Liebe zu finden. Allerdings war Pinacoladio nicht holzsexuell, denn die wunderschönen Kirschblüten bekehrten ihn zum gleichen Geschlecht. Jedoch gab es in Holzhausen nicht viele, die so wie er waren und so fühlte er sich schon sehr bald einsam.
In der Baumschule zogen ihn seine Mitschüler immer auf und sogar seine Lehrer waren ihm feindlich gesinnt. „Pinacoladio, deine Noten in Holzmatik lassen wieder einmal sehr zu wünschen übrig.“, sagte sein Lehrer Herr Mahagoni zu ihm, als er ihm eine Klassenarbeit zurückreichte.
Völlig frustriert, zog es den kleinen Pinacoladio jeden Tag nach der Schule in seine Stammkneipe „Zur goldenen Baumkrone“, in der er sich einen Pina Colada nach dem Anderen gönnte. Als der Kneipenwirt ihn fragte, ob er nicht langsam genug habe, sagte er: „Nein, ich gieß mir jetzt einen hinter die Rinde, dass ich nur so einen hinter der Krone habe, dass die Linde rauscht!“
Eines schönen Tages setzte sich ein anderer Holzkopf an die Bar, den Pinacoladio vom Sehen aus der Schule her kannte. Sein Name war Holzmichel und er war der Sohn des Rebellenführers Baumbart, der einen Aufstand gegen die Menschen anzettelte. Die Beiden fingen an sich zu unterhalten und als sie sich ein wenig näher kennen lernten, wurden sie zu immer engeren Freunden.
Pinacoladios Einsamkeit schien sich dem Ende zu neigen, doch war er inzwischen so süchtig nach seinem Pina Colada, dass er seiner Stammkneipe auch weiterhin regelmäßige Besuche abstattete. Holzmichel bat ihn inständig darum, das Trinken sein zu lassen, doch Pinacoladio wollte nicht auf ihn hören und so fand er sich schon sehr bald in der Schwarzwaldklinik wieder. Der Holz-Nasen-Ohren-Arzt diagnostizierte ihm Asthma und verschrieb ihm strenge Brettruhe. Doch Pinacoladio machte sich nicht viel aus Regeln, Gesetzen und Verordnungen und so kam es wie es kommen musste. „Ich war gerade erneut bei meinem HNO-Arzt.“, sagte er zum Holzmichel, während sie einen Spaziergang durch Holzhausen unternahmen. „Jetzt schein ich auch noch Holzwürmer am Astloch und an der Wurzel zu haben. Mir bleibt auch gar nichts erspart!“
„Weil du nie auf die Anderen hörst und immer nur das tust, was dir gefällt.“, erwiderte Holzmichel nur wenig mitfühlend. „Du bist genauso wie meine Tante Tannemarie. Die wollte auch nie auf ihren Arzt hören und nun hat sie nicht mehr alle Tannen an der Nadel und geht am Birkenstock.“
„Also schön…, ich gelobe Besserung.“, sagte Pinacoladio, damit Holzmichel endlich Ruhe gab. Doch dann geschah etwas Unerwartetes und ihm völlig Neues. Seine Holzbeine fingen zu schrumpfen an, so dass er nun ein Kopf kleiner als Holzmichel war. „W-Was ist passiert?!“, fragte er schockiert.
Ein grünes Licht erschien vor den beiden Holzköpfen und kurz darauf stand die Waldfee Linda Linde vor ihnen. „Mein lieber Pinacoladio, ich habe dir nicht Leben ins Holz gehaucht, damit du deine Freunde und dich selber anschwindelst. Vergiss nie: Lügen haben kurze Beine! Du wirst erst dann wieder zu deiner alten Größe heranwachsen, wenn du lernst, immer die Wahrheit zu sagen.“ Nach diesen Worten verschwand die gute Waldfee wieder so schnell, wie sie auch kam.
„Na toll. Jetzt mutier ich auch noch zu einem Gartenholzzwerg.“, sagte Pinacoladio sarkastisch.

Die Tage vergingen, doch zeigte Pinacoladio keine Besserung und befand sich noch immer auf dem Holzweg. Dafür lernte er aber Holzmichels Vater Baumbart kennen, der an einem Wochenendtag die Holzköpfe von Holzhausen zu einer Demonstration gegen die Menschen aufrief. „Meine sehr verehrten Holzköpfe, es ist an der Zeit, etwas gegen die Grausamkeit der Mensch zu unternehmen. Zu lange schon stehen sie in unserem Schatten, zu lange schon rodeln sie unsere Verwandten ab, um sich ein warmes Feuerchen zu machen, oder Papier daraus herzustellen. Der tragische Verlust von Familie Buche, die zu Büchern verarbeitet wurden, betrübt uns auch heute noch sehr. Auch Familie Tanne leidet alle Jahre wieder, denn sie werden jedes Jahr im Dezember als Schmuckstück in deren Wohnzimmer aufgestellt. Dann tun die Menschen auch noch so, als würden sie ihn anbeten, indem sie „Oh Tannenbaum singen!“. Die Menschen essen ihre Nahrung mit Ahornsirup, womit Familie Ahorn ihre Kinder zeugt. Sie benennen Straßen nach uns, vom Eschenweg bis hin zur Fichtenstraße. Und wollen wir nicht die Augsburger Puppenkiste vergessen, in der Unseresgleichen zu Sklavenarbeit genötigt werden. Das ist barbarisch und verabscheuungswürdig! Es ist an der Zeit, dass wir den Menschen Einhalt gebieten, da wir sonst alle Waldsterben!“
„Dein Vater ist sehr überzeugend.“, sagte Pinacoladio zu Holzmichel, nachdem die Zuhörer seinem Vater laut applaudierten und ihm in allen Punkten Recht gaben. „Mich hat er auf seiner Seite.“
Die Tage vergingen und der Kampf gegen die Menschen kam bedrohlich näher. Pinacoladio und Holzmichel hängten in ganz Holzhausen Blätter aus, die zu einer Demonstration aufriefen. Ein Blatt hängten sie an ein Schaufenster der örtlichen Bäckerei. „Frisch gebackenes Schwarzbrot! Hergestellt aus feinsten biologischem Sägemehl des Schwarzwaldes.“, rief der Bäckermeister Uwe Ulme. „Probieren sie auch unseren Baumkuchen, so knackig wie eine frische Baumkruste.“
„Ich hätte gerne ein Schwarzbrot und ein Stück von dem lecker aussehenden Nusskuchen.“, bestellte der Kunde namens Nussknacker, als Pinacoladio und Holzmichel die Bäckerei gerade verließen.
„Willst du dir auch was kaufen?“, fragte Holzmichel seinen Freund.
„Ich hab leider kein Moos mehr.“, antwortete Pinacoladio ihm.
Holzmichel stutzte, doch wechselte er lieber das Thema. „Nicht mehr lange und es kommt zum Krieg gegen die barbarischen Menschen.“, meinte Holzmichel. „Fühlst du dich fit genug?“
„Selbstverständlich.“, sagte Pinacoladio, was aber leider einer Lüge glich. Trotz neuer Ziele und eines sehr guten Freundes, kam er einfach nicht von seiner Sucht nach Pina Colada los. Zur Strafe schrumpften seine Beine erneut und er reichte Holzmichel gerade mal noch zur Brust.
„Wieso lügst du mich an?“, fragte Holzmichel seinen Freund enttäuscht. „Merkst du nicht, wie kaputt du dich damit machst? Selbst ein Kiefernorthopäde wird dir da nicht mehr helfen können.“
„Es ist meine Sache was ich tue und was nicht.“, erwiderte Pinacoladio erzürnt.
„Dann habe ich mich wohl in dir geirrt und ich habe kein Platz mehr in deinem Leben. Du tust mir Leid!“, sagte Holzmichel und ließ den klein geratenen Pinacoladio alleine.
Frustriert schlenderte Pinacoladio alleine durch die Gegend. Er spazierte durch den blühenden Grünwald, als ihm ein Wesen der Menschen über dem Weg lief. Es war ein streunender Hund, der nichts Besseres zu tun hatte, als an Pinacoladios Bein hinzupinkeln. „Sehe ich etwa so aus, als möchte ich von dir gegossen werden?!“, schimpfte er mit dem Hund und scheuchte ihn davon. Am Ende seiner Kräfte setzte sich Pinacoladio ins Gras und tankte im Sonnenlicht. Die Sonne macht seine Kruste schön knusprig und er würde sich schon sehr bald wieder Besser fühlen.
Irgendwann kam eine Cowboypuppe an ihm vorbei. „Verzeihung, aber ich glaube mich verirrt zu haben. Ich suche die Widerstandsbekämpfung gegen die Menschen.“
Pinacoladio war drauf und dran der fremden Puppe aus Frust eine Lüge aufzutischen, doch dann würde er noch weiter schrumpfen, also besann er sich rechtzeitig. Er beschloss, die Cowboypuppe nicht anzulügen: „Folgen sie einfach dem Waldweg in diese Richtung. Dann an der Kreuzung links und schon sind sie am Ziel.“ Pinacoladio erzählte die Wahrheit und wurde dafür belohnt. Seine Beine schossen wieder etwas in die Höhe und zeitgleich wuchs auch seine Nase.
„Hey, das ist ja cool.“, sagte die Cowboypuppe begeistert. „Also quasi immer der Nase nach. Woody, der Cowboy bedankt sich recht herzlich. Kann ich dir auch was Gutes tun?“
„Können sie mir sagen, wie ich meinem Freund meine Gefühle gestehen soll, obwohl ich bei ihm unten durch bin?“, fragte Pinacoladio, der Woodys Angebot gerne in Anspruch nahm.
„Sag ihm, wie leid es dir täte, aber versprich ihm nichts, was du am Ende nicht zu halten gedenkst. Du musst ihm zeigen, dass es dir ernst ist und darfst ihn nicht enttäuschen. Auf jeden Fall nicht so schnell aufgeben. Ein Freund sagte einmal zu mir: Bis zur Unendlichkeit und noch viel weiter – und er hatte Recht! Also dann, ich bin in Eile. Ich hoffe man sieht sich bald wieder.“ Dann schritt Woody davon.
Der Cowboy hatte Recht und Pinacoladio beschloss den Kampf gegen seine Sucht nach Pina Colada zu bekämpfen, indem er einen Entzug antrat. Frohen Mutes suchte er seinen Freund Holzmichel auf, der sehr glücklich über Pinacoladios Entscheidung war. „Es gab da mal einen Holzkopf, der klebte sich mal mit dem Klebestift Pitt ein Brett vor den Kopf. Seitdem nennt er sich Brett Pitt.“, erzählte Pinacoladio seinem Freund. „Auch ich lief mit einem Brett vorm Kopf herum, denn du bedeutest mir so wahnsinnig viel, dass ich Angst hatte, dich für immer zu verlieren. Ich same auf alle Pina Colada dieser Welt, denn mein Herz aus Holz klopft nur für dich – Ich liebe Dich!“
Holzmichel war gerührt über Pinacoladios Liebesgeständnis und er wusste auch, dass dieser ihm die Wahrheit erzählte, denn er wuchs wieder auf seine ursprüngliche Größe. „Jetzt muss ich nur noch den Wachstumsschub meiner Nase in den Griff kriegen.“, meinte Pinacoladio.
„Ach… eigentlich finde ich das gar nicht so schlecht. Stell dir nur mal vor, was du mit deiner langen Nase in meinem Astloch alles anstellen kannst.“ Holzmichel lachte und Pinacoladio ebenfalls.
Die Beiden waren nun endlich glücklich vereint und wenn sie nicht gestorben waren, dann würden sie Ast in Ast den Kampf gegen die Menschen antreten und Pinacoladio würde fortan Pinienkerne in seinen Freund pflanzen. PS: Der Holzmichel lebt tatsächlich noch!

Ende!

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