Glaubst du, das ist sein Problem?
LG Zuri
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Silvester
Die Zeit verstrich und wir waren einer Antwort auf die Frage, was wir nun wirklich füreinander empfinden immer noch kein Stück näher. Eine Sache allerdings war näher gerückt: Es war Ende November und das bedeutete für die beiden jungen Männer, die damals auf dem Dom unter Feuerwerk diese eine Unterhaltung geführt hatten, nur eines: Silvester war nicht mehr weit entfernt und das Treffen somit in greifbare Nähe gerückt. Doch eines trennte die beiden jungen Männer, die fast Hand in Hand an den Landungsbrücken gestanden hätten: Da ich immer noch keinen Übernachtungsbesuch haben durfte, musste ich Colin eine Unterkunft besorgen. Die, die Mark und er beim letzten Besuch über AirBnB gebucht hatten, war in unserem Fall nicht verfügbar, weil das Paar jedes Jahr zu Silvester selbst Gäste hatte. Also mussten wir eine andere Möglichkeit finden. Und wir waren bereits spät dran. Zudem gab es zu dieser Zeit in Hamburg zweifelsohne kein geringes Touristenaufkommen. Was das betraf, hatten wir uns einen denkbar schlechten Zeitpunkt ausgesucht. Jedoch waren wir fest entschlossen, das durchzuziehen – es hing einiges davon ab und zumindest ich wollte nicht noch ein Jahr verstreichen lassen, bis sich eine neue Möglichkeit ergab, unseren Gefühlen eine Definition zu geben und endgültig herauszufinden, in welche Richtung das letztendlich mit uns gehen würde.
Wir erkannten schließlich, dass wir mit der Suche nach einer Unterkunft innerhalb Hamburgs nicht weiterkamen und weiteten sie am Ende auf Bremen und Bremerhaven aus, da sie noch einigermaßen gut zu erreichen waren, sodass die Strecke, die man täglich zurücklegen musste akzeptabel war. Wir fanden sogar heraus, dass die Wohnungen bei AirBnB in der Alten Bürger in Bremerhaven, wenn auch von außen unscheinbar, von innen echt toll aussahen, sodass ich auch gerne dort eingezogen wäre.
Doch es kamen nur Absagen oder der Preis war einfach zu hoch und so mussten wir letztendlich einsehen, dass wir auch auf diesem Wege nicht weiterkamen. Es gab nur noch eine Möglichkeit und diese hatte ich bis zum Ende vermeiden wollen. Ich wollte sie nicht danach fragen und auch nicht dieses Gespräch mit ihr führen. Ich hatte nicht erklären wollen, was ich fühlte, weil ich mir immer noch nicht sicher war, wie ich das nennen sollte. Andererseits hätte ich für Colin in diesem Moment so ziemlich alle Hebel der Welt in Bewegung gesetzt, um ihn, um uns, das möglich zu machen. So erklärte ich ihm mit mehr Zuversicht als ich selbst hatte, dass ich sie fragen und alles schon glattgehen werde. Und mal ganz ehrlich: Welche Mutter würde ihrem Sohn schon eine Bitte, die aus einem Herzenswunsch herauskam, abschlagen? Ich hatte wohl einfach den Teufel an die Wand gemalt. Zudem war ich ohnehin nach Weihnachten im Dorf meiner Eltern und konnte einfach dort bleiben, während Colin nachkam.
Also erklärte ich meiner Mutter, dass es sich dabei um etwas zwischen Freundschaft und Liebe handelte, er mir aber definitiv verdammt wichtig und sie meine letzte Chance sei. Sie müsse sich um nichts kümmern und er sei sehr pflegeleicht.
“Kann Colin für ein paar Tage mit in meinem Zimmer wohnen, während ich bei euch bin? Ihr müsst euch um nichts kümmern. Ich weiß nicht, wie ich sonst mein Versprechen einlösen soll.”