Ehemann

9

Landungsbrücken

Wir beschlossen, wie von Mark bereits vor der Reise geplant, zu den Landungsbrücken zu laufen. Dort standen wir dann und schauten auf die Elbe: links Mark, ich in der Mitte und rechts von mir Colin. Genau genommen standen wir auf dem Plateau über der U-Bahn-Station Landungsbrücken und blickten auf die Elbe und die Gebäude der Landungsbrücken mit ihren grünen Dächern; über uns der Weinberg.

Ich hatte meine Hand auf die Brüstung gestützt; Colin ebenso. Und unsere Hände lagen nur ein paar Zentimeter voneinander entfernt. Irgendwie hatte ich in dem Moment das Bedürfnis, seine Hand zu berühren. Gleichzeitig wollte ich verhindern, dass Mark mitbekam, was gerade passierte. Wie sollte ich erklären, was ich selbst nicht verstand? Ich näherte mich mit meiner Hand einen klitzekleinen Millimeter der Hand von Colin. Es war wie … jemand beschrieb es mal als “charge of energy”, wie Magneten, die sich gegenseitig anzogen – elektrisierend. Und dennoch musste ich mich für jeden Millimeter überwinden. Einerseits hatte ich Angst, dass Mark etwas mitbekam, zum anderen war das mit Colin ein völlig neues Gefühl, von dem ich weder wusste, was es war, noch wohin das führen würde.

Hatte sich gerade Colins Hand auf meine zubewegt? Oder hatte ich mir das nur eingebildet? Es gab schon andere Situationen, in denen ich dachte, jemand in der Bahn oder so habe Interesse an mir. Aber das war anders. Das hier, das war irgendwie echt und ich stellte fest, dass es mir wichtig war. Ich entschied, dass sich Colins Hand wirklich der meinen genähert hatte.

Langsam setzen unsere Hände den Weg aufeinander zu fort. Ich vergewisserte mich nochmals, dass Mark von alldem nichts mitbekam. Dann endlich lagen unsere Hände direkt nebeneinander. Die Außenseiten der äußeren Finger berührten sich nun und ich spürte das “charge of energy”-Gefühl jetzt ganz deutlich. Ich wollte meine Hand auf seine legen, doch es gelang mir nicht.

So verweilten wir nun dort oben und genossen den Moment. Ich hoffte zumindest, dass Colin das auch tat.

1 „Gefällt mir“