Inhalt
1. Hochzeit
2. Coming-out
3. Friendcrush
4. Gemeinsamkeiten
5. Das erste Mal
6. Sonnenuntergang
7. Die Frage
8. Der Kuss
9. Landungsbrücken
10. Nur eine Sommerromanze?
11. Der letzte Tag
12.Irgendwas dazwischen
13. Silvester
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Hochzeit
Es gibt zwei Arten von Hochzeiten. Meine war keine davon.
Kennt ihr das, wenn Kinder im Kindergarten heiraten? Danach ändert sich nichts. Man mag sich schon irgendwie, aber eben auch nur irgendwie. Man macht nur die Erwachsenen nach – aus Spaß halt.
Wenn Erwachsene heiraten, dann will man meistens wirklich zusammen bleiben. Es gibt Steuererleichterungen und man wird als eine Einheit wahrgenommen.
Meine Hochzeit war keine von diesen. Sie war eine Mischung aus beiden.
Hierzu muss ich euch Mark vorstellen. Wenn man Mark in einem Wort beschreiben will, dann ist es ‘verrückt’ – denn so wollte er auf andere wirken. Vielleicht trennte er so die Spreu vom Weizen. Wahrscheinlich war das eine Art Selbstschutz bei ihm. Wenn man ihn besser kennt, kann man hinter diese Fassade blicken und sieht dort einen tollen Menschen, mit dem ich gemeinsam durch Höhen und Tiefen gegangen und bis heute befreundet bin. Mark hatte die Angewohnheit, Leute aus der Instant-Messenger-Gruppe, in der wir uns beide befanden, zu ‘heiraten’ und mit einem ebenso fiktiven Ehevertrag alle Rechte abzusprechen, sodass sie sein Eigentum wurden – das war sein Humor. Auch ich war mit ihm verheiratet. Geschieden sind wir bis heute nicht, da es dazu bisher keinen Anlass gab. Wir alle nahmen das nicht wirklich ernst.
Eines Tages stelle mir Mark Colin vor. Colin ging in Marks Klasse und war laut Mark wie ich aromantisch. Später sollte sich herausstellen, dass er nur schlechte Erfahrungen gemacht hatte und ich einfach generell keine.
Wir kamen also ins Gespräch und wir ließen Colin meinen Benutzernamen aus dem Forum, aus dem ich Mark kannte, raten. Er riet falsch und anstatt ihm das mitzuteilen, frage ich ihn: “Wollen Sie die Antwort einloggen? Sie haben noch drei Ihrer vier Joker.”
Woraufhin er antwortete: “Ja, ich will!”
Ohne das vorher geplant zu haben, sehr wohl jedoch um ihn zu necken, fragte ich ihn: “Willst du mich etwa heiraten? Du antwortest ja, ohne gefragt worden zu sein.”
Darauf entgegnete er nur: “Gleich biste in einer glücklichen Ehe.”
Er kannte mich gerade mal einen Tag lang und schwul schien er auch nicht zu sein, auch wenn Mark ihm das immer wieder unterstellte – das war sein Humor. Aber Colin versicherte mir, er sei sich bei mir sicher.
Von da an nannten wir uns gegenseitig ‘Ehemann’.
Meine Hochzeit war keine von diesen beiden Arten. Sie war eine Mischung aus beiden.